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Wenn eine Protokollistin einmal soweit ist, dass sie einer Ordnung nachgibt, die sich aus irgendwo her in das Protokoll einmischt, dann muss diese Protokollistin die Arbeit einstellen. Ich aber halte an dem mir erteilten Auftrag fest. Ich werde ihn bis zum Ende ausführen und mich nicht durch irgendwelche salbungsvoll vorgebrachte, aber von der Praxis her betrachtet völlig idiotische Rezepte aus dem Konzept bringen lassen. Ich werde gewissenhaft und treu das Geschehen an diesem Abend wiedergeben und mich nicht einschüchtern lassen, auch nicht durch eine fremde Hand, die, in welcher Absicht auch, mein Schreiben torpediert.
Wenn diese schnöde Hand ihre Schreibe durch meinen Text wie eine sich selbst sättigende Raupe laufen lässt, dann erweist sich dieses Handeln nicht als dessertlike. Eine sich voll fressende Made eignet sich nicht zum Ausleuchten des Weges, den die fünfzehn Stück Dessert nehmen sollen, welche in unserer Mitte liegen. Diese wirken noch wie Irrlichter. Leuchtkäfer braucht es, die den verschiedenen süssen Schnitten und wunderbaren Kompositionen den Weg zu jedem einzelnen von uns zeigen.
Man merkt’s zudem meinem weiblichen Stil an, dass nicht ich es sein kann, die ständig neue Texte in das Protokoll einschiebt. Dieser Stil zeichnet sich durch Klarheit und Präzision aus. Die Sache, über die ich zu schreiben habe, wird auf den Punkt gebracht. Ich führe das Protokoll sicher und zweckmässig auf das Ziel, das Ende des Abends, zu. Geschichten und Rezepte lasse ich ausserhalb des Menüs. Die unsichtbare Masse, welche Schleifspuren in meinem Protokoll hinterlässt, soll sich ein anderes Tummelfeld suchen als unser ehrenwertes Diner.
Da soll nur einer im Hintergrund fleissig Eiweiss und Zitronensäure mit Schweinshaxen mixen, so dass es sich zu einer kulinarischen Blausäure entwickelt, das Ganze gänzlich gar kochen, damit es dann, erkaltet, schliesslich wie eine gesüsste Gans als grässlich schmeckendes Dessert taugt! Ich werde mich nicht durch derartig verwerfliches Abkochen von erlesenen Speisen beirren lassen. Vielmehr will ich weiterhin das Protokoll würdig führen und mich an das halten, was nicht von unbekannter Hand schmählich in dieses eingeführt wurde. Ich will mich nicht an der Sechzehn des Schachs orientieren. Ich will mich an dem halten, was vor uns fünfzehn Personen auf der abgedeckten Platt liegt: fünfzehn Desserts.