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„In einem Geschäft, da muss was verkauft werden, meine Herren. Rauft euch zusammen und bringt Vorschläge, die wirklich was bringen.“

„So weit waren wir heute schon mal“, meinte Gründer Schnaptepürä mit einem leichten Achselzucken und lakonisch. Er lehnte sich gelassen und gemütlich an eine Wand, um zu signalisieren: Nur warte er in einer bequemen Stellung auf das, was noch kommen werde.

Die Frau schaute zuerst Gründer Schnaptepürä und dann Kurt Schuster an und meinte schliesslich: „Gründer, man muss den Mann da, wie heisst er schon, Kurt, etwas aufrütteln wenn nicht sogar stark durch schütteln, wenn das Geschäft Gewinn bringen soll.“

Gründer Schnaptepürä antwortete mit grosser Souveränität: „Er ist der sichere Wert in unserem Geschäft. Nämlich der Mann der Zahlen und Prinzipien.“

Die Frau: „Daran habe ich keinen Augenblick gezweifelt. Denn ich kenne dich ja. Du würdest dieses Geschäft sehr schnell als abgestorben in einen deiner Friedhöfe integrieren können. Mit diesem sicheren Wert, dem tapferen Kurtli, sind wir aber auf dem richtigen Weg. Am Horizont tut sich ein Lichtblick auf. Ich sehe, wie die Leute anstehen, um deinen sexuell Furcht inspirierenden Freund zu sehen, Gründer. Den werde ich aber schon noch dorthin kriegen, wo ein Mann hin gehört.“

„Rigi, wir stehen am Anfang unseres unaufhaltsamen Aufstiegs. Das muss man im Auge behalten. Es kann nur vorwärts gehen.“

„Aber nur gemeinsam mit dem Hinkefüsschen. Das habe ich verstanden. Ihr seid aber an eure Bretter festgenagelt. Die muss man euch aus dem Arsch ziehen, damit es vorwärts geht. Bringt er das Geld.“

„Nein, er organisiert und schaut als der Wissenschafter und Zahlenmann genau auf die Zahlen.“

„Dann muss also noch jemand her, der Geld in diese schlappe Gesellschaft pumpt.“

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Freiheit hat die Eigenschaft, dass sie ständig bedroht wird – von ganz unterschiedlicher Seite: Der Wirtschaftstheoretiker Walter Eucken benennt eine: „Aber während die Menschen nur in bestimmten Ordnungen leben können, tendieren sie als Masse dazu, gerade die funktionsfähigen Ordnungen zu zerstören.“ Der Philosoph und Schriftsteller José Ortega y Gasset bringt die Gefahr für die Freiheit auf folgende Aussage, die aber nicht ganz frei ist von einem konservativen Unterton: „Revolution ist nicht Auflehnung gegen die bestehende Ordnung, sondern Aufrichtung einer neuen, welche die überlieferte stürzt.“ Umsturzgedanken, wie eben ausgeführt, entstehen oft nicht überlegt, sondern aus einem inneren Drang heraus, der Menschen-Generationen von Generation zu Generation zu immer neuen Taten und Entwicklungen drängt. Vorwärts wollen sie alle. Der Ordnung, der gefolgt wird, messen die Menschen dabei verschiedene Rollen zu. Das Leben ist ein Würfelspiel für die einen, für die anderen ein Schachspiel. Erkenntnis, auch wenn zig Regeln den Spielverlauf beeinflussen, bleibt für alle die dominante Ratgeberin. Vielleicht ist dem Kaufmann und Schreiber Willy Meurer mit seiner Beobachtung eine bedeutende Entdeckung gelungen: „In mancher gewachsenen Unordnung steckt eine solche Ordnung, dass jeder Versuch einer Neuordnung zu einer katastrophalen Unordnung führen würde.“ Darum lasse ich den Zitaten ihre Freiheit, auch was ihre Länge betrifft. Ich schneide ihnen weder am Anfang noch am Ende etwas weg. Ebenfalls das Mittelstück bleibt unberührt. Diese Überzeugung wird auch Friedrich Nietzsche nicht aushebeln, der erklärt: „Unsere gesellschaftliche Ordnung wird langsam wegschmelzen, wie es alle früheren Ordnungen getan haben, sobald die Sonnen neuer Meinungen mit neuer Glut über die Menschen hinleuchteten.“ Meine Vernunft wirkt wie der Polizist auf der Strassenkreuzung. Der Politiker Richard Joseph Daley beschreibt dessen Aufgabe wie folgt: „Der Polizist ist nicht dazu da die Unordnung entstehen zu lassen, der Polizist ist dazu da der Unordnung vorzubeugen.“ Ich will an den Zitaten nicht rütteln.Ich will ihre Form nicht ändern. Ich will ihre Ordnung nicht antasten. Besonders nicht in diesem Traktat. Ich will sie auch nicht zu Zwecken des Experiments durcheinander rütteln. Zitate in ihrem Gehalt ändern, hiesse: Dem Traktat wird der Boden unter den Füssen weg genommen.

Ich habe es zudem weit schwerer als dieser Polizist. Denn ich muss überhaupt erst Ordnung in die Zitate bringen. Ich kann nicht einfach in die Kreuzung stehen und den Zitaten den Weg weisen. Mir ist es auch nicht möglich, um Ordnung in meine Sammlung zu bringen, jene drastischen Mittel einzusetzen, welche der Gewerkschafter César Chávez antönt: „Es braucht eine Menge Bestrafung, um die Möglichkeit zu haben, die soziale Ordnung, zu ändern.“ Marquis de Sade warnt vor dem Preis: „Soziale Ordnung gegen den Preis der Gerechtigkeit ist wohl kaum gutes Geschäft.“

Unsereins sieht die Demokratie als die beste aller Ordnungsformen an, um das Zusammenleben verschiedenster Menschen auf einen solchen Nenner zu bringen, dass sich das Leben lohnt und nicht als ein grosses Leiden dahin gefristet wird. Das eben Gesagte in andere Worte gepackt: „Demokratie ist die anspruchsvollste und damit eben auch gefährdetste aller politischen Ordnungsformen, nämlich jene, die beständig aus dem freien Kräftespiel gleichberechtigter Personen erwächst“, schreibt der Philosoph und Theologe Romano Guardini. Das Gebilde ist ein ganz zartes Pflänzchen.

„Das will ich mir gesagt haben lassen! Meine Oliven eignen sich nicht, um deiner letzten Aussage Paroli zu bieten. Zwar sind all meine Oliven gleichberechtigt. Denn ihr Ziel ist mein Mund. Aber die sind sich alle so gleich und so ähnlich, so dass ich nicht von Demokratie in meiner Olivenschale sprechen kann. Da herrscht vielmehr Kommunismus, der die kleinen Unterschiede zwischen den Oliven neutralisiert. Alle Oliven werden den gleichen Weg gehen. Von einem freien Kräftespiel kann keine Rede sein. Aber, es wäre ja fürchterlich, wenn sich meine Welt auf diese Olivenschale beschränken sollte.“

„Durch Ruhe und Ordnung kann die Demokratie ebenso gefährdet werden wie durch Unruhe und Unordnung“, sagt die Politikerin Hildegard Hamm-Brücher.

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