sch-ach-mh

mh Unrecht

„Das war kräftig geschwatzt“, kam diese dem Kuss zuvor.

„Wer so direkt auf mich zu kommt, der verdient mehr als einen Gruss, nämlich den Kuss. Das ist in diesem Haus so Sitte.“

„Das war gut gesagt. Wenn der Herr so weiter spricht, gibt das noch eine Leiche für einen meiner Friedhöfe ab. Denn Sie müssen wissen, mein werter Herr, auf einem meiner Friedhöfe erhalten jene Sprüche für die ewige Ruhe einen Platz, die nie veröffentlicht wurden“, meinte Gründer Schnaptepürä zum nach wie vor Sitzenden.

„Du, sei still. Ich wusste, dass ich dich nicht hätte mitnehmen sollen“, unterbrach ihn die Frau.

„Sie husten etwas viel“, bemerkte Kurst Schuster und erkundigte sich sofort und freundlich: „Geht es Ihnen nicht gut?“

Wilhelm Schnepfensskorn räusperte sich, überdeutlich, und meinte, sich auf seinem Stuhl in Bewegung setzend, wobei sich das Sitzen selber nicht merklich veränderte: „Herr Schuster, das waren der Freundlichkeiten gegenüber einer Frau nun aber wirklich zu viel. Sie sehen ja selber und dafür haben Sie Augen im Kopf, dass sie leidet und zwar sichtbar. Muss ich Ihnen ein Mikroskop auf die Nase setzen, damit Sie erkennen, was in unserer Welt vor sich geht und zwar in der Welt unserer angestammten Grössendimension und nicht unter der Linse? Die Sicht durch das Mikroskop entspricht am besten ihrer einengenden Sichtweise unserer Welt.“

„Ich dachte nur, dass ich mich erkundige.“

„Jetzt halten Sie aber Ihren Mund. Mischen Sie sich gefälligst nicht ein in das, was Sie nichts angeht. Ich hätte Sie längst raus schmeissen müssen.“

Wenn Wilhelm Schnepfensskorn sich erhob, entsprach dies jeweils einerseits einer sehr schweren Arbeit, andererseits einer gut einstudierten Abfolge von Handlungen. Denn sich von einem Stuhl zu erheben, den man selber nicht sieht, bildete ein nicht ganz einfaches Unterfangen.

Wenn Wilhelm Schnepfensskorn seinen Hintern bewegte, damit Schwung in den Körper kam, so dass dieser Schwung als Kraft in eine Aufwärtsbewegung umgeleitet werden konnte, also von der horizontalen Ebene des Beckenbodens weg in die Vertikale der Wirbelsäule, dann kam es zuweilen vor, dass der Stuhl, von soviel Körpergewicht befreit, umfiel oder wenigsten stark ins Wanken geriet. Der eben getragene, mächtige Leib folge dabei meist den Bewegungen des Stuhls und kam so selber aus dem Gleichgewicht. Der arme, überfette Wilhelm Schnepfensskorn musste all seine Muskeln in Bewegung setzen, um Stand zu finden. Die übergewichte Masse zog dabei willkürlich nach allen Richtungen und förderte so ein Ungleichgewicht, das zu einem Fall beitragen konnten. Dem Fall des Stuhls folgte nicht unbedingt eine Gegenbewegung des Körpers in die Höhe.

Fortsetzung

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