sch-ach-no

no Frevel

„Dann wollen wir auf mich anstossen.“

„Mit Abstand nicht. Sie brächten nicht einmal einen Teigfladen auf den Tisch. Er hingegen tut das mit grossem Können. Jetzt hat er tatsächlich einen Teigfladen auf die Tischplatte gesetzt. Auf diesen schmeisst er Käse und Tomatenextrakt und legt Würste und alles, was dazu gehört zu einer Pizza, drauf. Das Ganze schiebt er mit seiner meterlangen Kelle in den Ofen und dann – und dann, und dann kommt etwas raus, dass der Kerl, dieser Pizzazauberer es wirklich verdient hätte, bestraft zu werden.“

„Bestraft?“

„Bestraft? Ja, und zwar auf ganz gehörige Weise. Er hat es verdient, bestraft zu werden.“

„Verdient?“

„Ja, dass man ihm den Wagen in die Wand fährt.“

„In die Wand fährt?“

„Der Kerl bäckt seine Pizzas auf eine derart schöne Art und Weise, dass man davon ganz süchtig wird. Ich könnte stundenlang zusehen. Und die Folge davon ist, dass ich auf einmal wieder Lust auf eine Pizza habe und eine essen möchte. Der Kerl bereitet sie so kunstvoll zu, dass es eine Sünde wäre, würde man sich mit einer zufrieden geben. Ich muss mir noch eine reinstecken. Ich bin ein Kunstliebhaber. Darum bin ich dick. Er ist schuld. Sein Wagen hat das Schicksal verdient, das er sich eingehandelt hat. Er füttert mich noch zu Tod. Solche Pizzas sollten verboten werden.“ Wilhelm Schnepfensskorn redete sich in eine Trance hinein. Er begann laut zu werden, so dass man im Lokal auf die Beiden erneut aufmerksam wurde.

Kurt Schuster erhob sein Weinglas, was seinen Vorgesetzten sogleich verstummen liess. Sie stiessen an. Ruhig fuhr Wilhelm Schnepfensskorn mit seinen Erörterungen zur Pizza und seiner Leibesfülle fort.

„Sie gehören auf den Index jedes Gesundheitsamtes!“

„Wer?“

„Die Pizzas“

„Warum? Ich denke nicht. Wir leben davon, dass die Leute krank werden, beispielsweise dann, wenn sie zu viele Pizzas essen. Wo sollen wir forschen, wenn die Leute nicht mehr krank sind. Solche Pizzen, also Pizzas von solcher Köstlichkeit fördern das Geschäft.“

„Herr Schuster! Sie werden zum Totengräber. Ich sollte Ihnen eine Pizza um die Ohren schlagen.“

„Das geht nicht. Das könnte mich verletzen und davon würde unser Geschäft nicht profitieren. Wir forschen nicht im Hörbereich, nicht im Bereich der Mittelohrknochen.“

„Sie reden wieder so klug. Dabei machen Sie sich mitschuldig an der Zunahme meines Gewichts. Sie sind nicht genug breit, Herr Schuster. Wenn Sie mehr Gehalt hätten, würden Sie mir die Sicht auf die Pizzaküche verbergen. Aber so. Sie essen zu wenig, Herr Schuster. Wenn Sie sehen würden, wie sich der Pizzaiolo benimmt, dann würde sie jetzt nicht so schmal und dünn dasitzen, sondern zugreifen, so dass sich Ihre Haut dehnen würde, um die Fülle aufzunehmen, die in Ihnen wächst.“

Fortsetzung

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