zvy verpflichtet
Das Aufrichten der ersten Steine wirkte wohl sehr beeindruckend auf die Ureinwohner, die dort hausten. Und noch beeindruckender wird es für diese gewesen sein, als den ersten Menhiren eine Unzahl weiterer folgte; ihre mit der Zeit unüberschaubare Anzahl schliesslich ein solch gigantisches Ausmass annahm, dass alles, was bisher bekannt war, in den Schatten gestellt wurde. Und am Beeindruckendsten, als die holzlanzenbewehrten Eingeborenen mit ihren linnengewandeten Frauen und den schreienden Kindern vor dem fertigen Wunderwerk standen, wird auf sie gewirkt haben, dass sie dessen Ende sie gar nicht sehen konnte.
Arbeiter, Führer und Vermesser sahen das Feld der Steine wachsen. Zu welchem Zeitpunkt wurden die Männer und Frauen selber von der unvorstellbaren Ausdehnung überrascht, die ihr Bauwerk angenommen hatte; von der beziehungsreichen Gesteinsanlage, die sie selber errichtet hatten.
In jenem Moment stieg den Geschöpfen vom Meeresufer irgendetwas in den Kopf. Ein Funke, der das Intellekt entzündete. Was die Bewohner des Atlantikgestades auf der Höhe von Locmariaquer errichtet haben, stellte weit mehr als einen Dolmen, einen Tumlus oder einen Crains dar. Diese auf zu türmen kam vor allem einer Fleissarbeit und einem auf roher Muskelarbeit gestützten Kraftakt gleich. Viele kleinere Steine mussten gesammelt und aufgeschichtet werden. Das Aufstemmen, Transportieren und Aufrichten der grösseren Brocken forderte einem starken, gut koordinierten Muskelpotential vieles ab.
War es der im Anblick der fertig gestellten Steinreihen wachsende Stolz, den das Volk damals empfand, einnahm und dazu bewegte, die Anlage weiter voran zu treiben? War es der Wunsch, der Wille über die ersten Steinphalanxen hinaus durch das Anfügen weiterer Linien den eigenen Horizont zu erweitern, die Erfahrung zu mehren? Mehr zu sehen, als es die ersten Steinreihen ermöglichten?
Wunderbar erweist es sich auch für die Nachwelt, dass die Schaffenskraft nicht erlahmte und an der gestellten, ungeheuren Aufgabe nicht scheiterte. Mit dem Aufstellen von über zweitausend Menhiren werden die Urheber des eigentümlichen Denkmals am Meeresufer ihr Ziel, das sie sich erdacht und gesteckt hatten, irgendeinmal erreicht haben. Die Begründer der Reihen von Carnac werden vom eindrücklichen Resultat ihres vertrauensseligen Wagemuts vermutlich selber erstaunt gewesen sein; wie ein Kind, das sich im Sandkasten selber ein Ziel setzt, eine Sandbank aufbaut und dann, die Hände voller Sand, perplex vor dem Resultat kniet, unbewusst sich eingedenk, dass es selber diesem Bauwerk die Form gegeben hat.
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