zzzr Solidaritätsbeitrag
Es wäre schade um unsere Dessertvielfalt und um Nadja.
Solange ihr mich nicht in den Friedhof setzt, sondern mich unter euch belasst, auch wenn ihr mir kein besseres Dessertstück zusprecht, als mir zugefallen ist, soll mir das recht sein.
Oh, Nadja, nur keine falsche Bescheidenheit. Ich kann dir leider heute Abend nicht aushelfen. Denn vor mir steht lediglich eine Maron Glacé. Die würde dir nie über deine Marone hinweg helfen. Über unser beider Wenigkeiten muss mich mein Cognac hinweg trösten.
Der sündhafte Kurt, der uns diesen Engpass eingebrockt hat, verfügt vor sich über eine Maronenterrine al Carne, die gute Ausmasse aufweist. Er könnte sie dir, Nadja, Gentleman wir er ist, abtreten.
Was? Sündhaft?
So ist dem. Fleisch zum Dessert. Das geht nicht. Erst hast du uns diesem teuflischen Würfel ausgesetzt. Anschliessend erfrecht du dich, weil du nicht als Letzter unserer Runde die Sechs erwürfeltest, dich zudem eines besseren Stücks zu bedienen, als dir eigentlich als Herr des Spiels und Teilhaber des Hauses aus Höflichkeit zu steht.
Das ist mein Recht. Das ist die Regel.
Kurts grundehrliche Begehrlichkeit kennen wir allzumal. Er hat sich die Regeln und Ordnung um die Hüfte gebunden und tanzt damit sein Hula Hoop. Den Würfel mag er dabei auf dem Kopf balancieren und dabei netto und brutto seine Rechtsphilosophie austarieren
Die Vorschläge arten aus. Was wollt ihr noch alles wollen, was wir tun sollen!
Meine Damen und Herren, werte ihr alle! Wir wollen uns heute Abend nicht streiten. Dazu sind wir nicht zusammen gekommen. Um Streit herbei zu führen, wurde Wasser, Wein und Frucht nicht aus Traufe und Wiege gehoben. Wenn wir, wie wir schon mehrfach betont haben, nicht auf Streit setzen, sondern Versöhnung auf das Banner dieses Lokals schreiben, dann wird uns dieser Abend vielmehr zum Gewinn, als wenn wir hier Salpeter verschiessen. Dem Einen ist das Dessert mehr, der Anderen, meine Herren, dass Nadja nicht weint. Ja, stimmt, jetzt, Wladimir, komm mir nicht mit den Waffen der Frau, die sie gegen uns einsetzt. Und sogar auch dann, wenn sie sich beim Dessert bereits im Vorteil weiss. Kaspar, du gehst mit mir einig, dass wir etwas zurück stecken und Vladidir einen Teil der Maronentorte und der Nesselrode abtreten, falls er doch auf ein absolut plektarisches Dessert beharren sollte. Aber sogar er ist über seinen Schatten auf sein Croissant gesprungen, auf dieses nicht gänzlich vermantschte Getreideprodukt. Ich denke, wir müssen grosszügig sein und nicht kleinkrämerisch nach dem Prinzip „Das Feiern vor dem Magen“ handeln, sondern gemeinsam mit dem Magen ins Fest steigen. Engstirnigkeit ist Geschmeiss und verdirbt den Magen. Darum, wir wollen mit unverdorbenem Magen aus diesem Abend gehen und trotzdem drein schlagen, was das Zeug Dessert angeht. Das erledigte und gebodigte Dessert soll Zeuge unseres Erfolgs sein. Mein Vorschlag lautet: Wir eröffnen eine Dessertbörse. Jeder mag geben, jeder mag nehmen, jeder mag teilen, wie er will. Als Regulativ nehmen wir unsere Argumente. So schlagen wir dem Zufall ein Schnippchen und werfen ihn endgültig aus dem Spiel. Kurt kommt die grosse Aufgabe zu, die Erstverteilung der Desserts zu organisieren. Die Börse sorgt für mehr Gerechtigkeit und zufriedene Gesichter.