zxl Vorreiterin
Meine liebe Nadja, man sieht es deinen Rundungen an, von den Schenkeln, Hüften und Armen ganz zu schweigen, welche Diktatur du mit dir selber betreibst. Auf welches Dessert deine Wahl gefallen wäre, wäre dir der Würfel bereits hold gewesen, das ist augenscheinlich. Crèmehaufen zum Haufen, so lautet deine Devise. Da ist es nur gut, wenn dir über den Würfel etwas Demokratie beigebracht wird. Alle miteinander haben wir, du eingenommen, über den schicksalsprechenden Würfel bereits die schlimmsten Stücke, was den Kaloriengehalt und den Cholesterinspiegel betrifft, von der Dessertplatte entfernt und unter uns, dich ausgenommen, in Sicherheit vor dir gebracht. Das, was bleibt, bekommt deiner Linie, sofern der hohe Turm auf der Platte nicht stehen bleibt und jemand dir zuvor kommt.
Ich bestimme selber, was ich will. Wenn ich mich hier dick präsentieren will, dann will ich es so und da fährt mir kein Würfel an meinen Bauch. Der Würfel gehabt sich nicht als Angehöriger der Demokratie. Er entpuppt sich beim genauen Hinsehen lediglich als Gesandter des Zufalls.
Stimmt in gewisser Weise. Die Demokratie ist ein Würfelspiel. Das Spiel kann sich hierhin, dorthin wenden.
Ja, der Würfel fällt hierhin, dorthin, im Spiel. Mehr als im Spiel der Würfel jedoch bedeutet für die Demokratie die Einzelne. Überzeugungskraft erfordert mehr Geschick als der Wurf eines Würfels. Überzeugungskraft braucht jene, die ihre Worte nicht wie einen Würfel auf den Tisch werfen, sondern die Hörenden auf ihre Seite des Tisches ziehen will und so dem unseligen Würfel den Tarif durchgibt. Wem unter uns ist je mit Überzeugungskraft gelungen, einen Würfel dazu zu bewegen, eine Zahl hin zulegen, die nicht der Würfel will, sondern welche die wortgewaltigste Redekünstlerin vorgibt? Ich antworte gleich selbst: Niemandem, verkündet Janie.
Statt des Würfelns hätten wir gescheiter eine politische Debatte angezettelt und zwar darüber, wem aufgrund seines Bauchumfangs welches Dessert zusteht, wendet Nadja ein. Über starke und gewichtige Argumente verfüge ich, um euch davon zu überzeugen, welches Dessert mir von Bauches wegen rechtens und politisch korrekt zusteht, nämlich – indem sie auf mich weist – dieser Schwedenkuchen, der sich so wunderbar und einfühlsam in seine Sahne einlässt, einsinkt, sich genussvoll in diese einbettet und somit besser zu meinem Bauch als zu deinem – mit Blick auf meine untere Torsohälfte – passt. Eigentlich müsste ich als überzeugte Demokratin erklären: Ich esse nicht, was dem Würfel passt, sondern mir. Heute will ich für einmal Gnade walten lassen und diesem üblen Spiel, das einen Tritt in den Hintern der Demokratie bildet, seinen Lauf lassen.