zxi erdoganschen
Da ertönt wieder der Ton der Gitarre. Die Lok zieht einen ganzen Haufen Wagen hinter sich her. Sie wippen und hüpfen über die Schienen. Bilden blind die Polonaise, angetrieben von den Saiten der Gitarre; die Tanzschlange jazzt und swingt unbekümmert als übermütige Faschingsgemeinschaft durch die eingetunnelte Strecke. Wo ist die Angst? Die Passagiere bilden Ketten und folgen dem geharnischten Rhythmus der Lokomotive, nehmen ihre Zugkraft auf; chuga chuga, bunga bunga, schlagen sich Beulen an der Decke, an den Wänden. Ein Tunnel ist ein Durchschlupf, was kümmert uns die graue Mauer. Der Wagenkaste wird Diskothek, Tanzlokal, Tanzschuppen. Wo ist da die Angst? Weggetanzt!
Oder ist der Zug der Ort, wo keine Gemeinschaft herrscht, obwohl alle aufeinander sitzen, einsam und die Gitarre das traurige Lied anstimmt von den Menschen, die sich abkapseln, all jenen, die allein gelassen werden?Der Zug, wo sich Liebesanfang und Liebesabklang treffen und kein erlösendes Stelldichein geben. Der Ort, wo alle Hoffnungen mitfahren, alle Enttäuschungen ihren Sitzplatz haben. „Ich werde ein Mädchen treffen, es wird mich zwingen zu wählen, sie zu lieben oder Fussel zu trinken.“
Der Tunnel steht für den steinernen Tempel, der die Ausweglosigkeit treffend versinnbildlicht.
Schwarze Löcher werden in den Berg gebohrt. Als blicklose, stumme Strahler zeugen sie glanzlos vom Fels, der sie umgibt und wecken kein Vertrauen, geben keine Kraft. Jeder will so schnell wie möglich wieder aus ihnen raus. Sie ängstigen den Menschen, auch wenn sie die Reisezeit verkürzen, anders zwar, als es ein gutes Buch tut. Gesunde geistige Spannung gegen nervenzehrende, erniedrigende Ängste. Endlose Enge, düstere Löcher. Das Leben ist eine Reise durch einen Tunnel aus Furcht, aus der es kein Entrinnen gibt. Im Leben ist das All ein Loch, das sich immer mehr zusammenzieht und schliesslich den Menschen verschlingt. Das Tunell behält die Oberhand, auch wenn es durch die Masse an Felsen, welche das Loch zusammen halten, in seiner Bewegungsfreiheit völlig eingeschränkt ist und nicht frei zu handeln vermag. Gleich dem Flugzeug, das in der Unendlichkeit des Alls, der endlosen Bläue des Himmels von keiner Wolke behindert, einer strengen Strecke folgt. Ansonsten es zu Boden kracht, wenn es seine Bahn verlässt, ihm der Treibstoff ausgeht. Wo ist mehr Freiheit? Im All oder im Tunnel?