zxf Böhmermann
Der beklemmende Ton bleibt an der vom Fahrtwind gequälten Rumpfschale haften. Sieht irgendjemand Licht? Wann wird das Tunnelende zum Morgen, der neues Licht bringt und die Moral durch schüttelt? Jeder weiss, was das Tunnelende deutet. Die Ängste des Lebens können im Tunnel nicht weichen. Die Wände stehen zu eng. Alles wirkt nicht wirklich. Jeder ist sich selber im Blick.
Durch das Fenster sieht er sich selber an. Sieht was kommt, sich darin, sieht zurück. Der Blick bricht sich an der Tunnelwand. Man wird sich zum eigenen vis-à-vis. Wird sich über sich selber irr und kriegt mit sich selber Krach im Schacht. Die durchsichtige Scheibe wird Spiegel. Und lässt doch was durch.
Die Tunnelwand gibt Zeichen. Jeder will wissen, was sie bedeuten – und doch wieder nicht. Zeichen sind Wörter, die zwei Bedeutungen haben. Das Flugzeug steigt. Aus der Stiege zum Himmel wird leicht eine Treppe zum Nirgendwo. Die Neugier ist gross, welchen Weg die Stufen führen. Es gibt keine zwei Wege im Tunnel. Nur den einen. Jenen, den der Flieger nimmt. Und ihm folgt der Zug. Im langen Lauf der Dinge, die dem Menschen die Richtung weisen, mangelt es jeder Möglichkeit, den Weg zu ändern. Das Geheul des Tunnels Ooh-ooh-huu zeigt den Weg vor.
Der feste Karbonmantel des schnell dahin eilenden Menschentransporters erweist sich als spärliche Hülle, als Tüll nur, der den eigenen Leib vom nahen Fels und der weiten Leere des Raums schützt. Keine Panzerwand. Die harte Nussschale, die den Reisenden durch die Luft trägt, porös, überträgt den sonaren Widerhall vom Kampffeld des eigenen Ichs in den schmalen Bergdurchstich. Das für sicher und dicht verkaufte, schützende Wageninnere überträgt kalt den Ton an jene, die ihn im Tunnelinneren nicht hören wollen. Der insistierende Laut hängt sich an den dahin fliegenden, hungrig Kilometer jagenden Zug. Vom Hall vermag er nicht zu fliehen. Der Tunnel leidet schwer, die Mitfahrenden, beschönigend Gäste genannt, erdulden den Druck benommen und verwirrt still mit. Hören auf den Ton.