zwb fordert
Ach! Sind das hehre Begriffe: Diagonale, Perspektivenwechsel! Sehr viele aktuelle, halbgebildete Weltkomparsen kapitulieren bereits, wenn sie sich mit derartigen Wörtern herumschlagen müssen. Man muss fast an einer Universität studiert haben, um diese Ausdrücke physikalisch und rhetorisch richtig interpretieren zu können, meinen diese.
Haben solche Überlegungen den Steinzeitmenschen beschäftigt? Wussten sie mit solchen Begriffen um zu gehen.
Der Gang durch Carnac und die dabei gemachten Beobachtungen offenbaren noch weitere Einsichten. Einige Steine bilden Gruppen. Andere beeindrucken besonders durch ihre Gestalt. Der Betrachter hat schier das Gefühl, einer der Steine stehe aufgrund seiner Postur übermächtig zwischen den anderen, als stehe er gar für sich alleine in den Alignements. Ein paar Schritte weiter – und schon korrigiert sich dieses Bild von selbst.
Carnac bietet viele frappante Einblicke. Ein gutes Angebot an zusätzlichen Varianten öffnet die Dämmerung und das dabei einsetzende Spiel des schnell ändernden Lichts, das die sinkende oder steigende Sonne über die aufragenden Steinfliesen wirft. Die besonnene Dämmerung, wenn sie abends einsetzt, führt dazu, dass sich die immer längere Schatten werfenden Reihen der langsam verblassenden Menhire mit der sich verstärkenden Dunkelheit zusehends von ihrer Umgebung weniger absetzen und schliesslich schier auflösen. Das schwindende Tageslicht lässt die Reihen schrumpfen. Die Nacht verschlingt sie. Was gesehen wurde, ist weg, sofern nicht der Mond bleich darüber hinweg scheint.
Eindrücklich erscheinen die stummen Reihen der Stein gewordenen Gedanken im coolen Licht des kalten Erdtrabanten. In der schwachen Helle, die er wirft, wirken die schroffen Kanten der senkrecht gestellten, urtümlich wirkenden Platten weicher.
Der matte Glanz, in welchem die penibel genau aufgegliederten Steinsäulen schimmern, erlischt mit der zunehmenden Entfernung und werden in einer nicht fernen Unweite Eins mit dem alles verschlingenden Dunkel der sonnabgewandten Tageszeit.
Hat der Menhirenmeister, gemahnt von nächtlichen Spähern, immer neue Hinkelsteine hinzu platziert, damit die Illusion entstand, dass die Alignements wie ohne Ende wirken im Gegensatz zur Nacht, welcher der Morgen ein unbarmherziges Ende setzt. Die Überlänge der Steinzeilen machen in Carnac die Nacht zum Tag und den Tag zur Nacht. Was ohne Ende scheint, verliert sich in der Zeit.
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