sch-ach-zvw-Menschen

zvw Menschen

Kinder gehen mit einer ganz anderen Sichtweise als Erwachsene an das Wunder von Carnac heran wie auch jene Halbwüchsigen, die, eine neue, zuerst eigenartige, wie fremd wirkende Wärme im eigenen Körper verspürend, welche ungewohnte Kräfte entfacht, sich pubertierend zwischen den Steingruppen herum trieben; Jugendlichen, die sich auf einmal brennend und in erster Hingabe für das Geschlecht der Anderen interessieren, wird das Feld der Hinkelsteine ganz verschiedene Möglichkeiten des Zeitvertreibs eröffnet haben. Bei den jungen Paaren dürften die mäandernden Wege zwischen den Hinkelsteinen hindurch ähnliche Verwirrungen und Gefühle ausgelöst haben wie die verschlungenen Pfade in den Gärten von Versailles bei jenen, die dort herum tollten.

Jeder, der in die Alignements hinein tritt, auch heute, ist für einen Moment verunsichert; nicht, weil ihn das Gefühl überfällt, er befinde sich in einem Labyrinth. Er ist für den Augenblick desorientiert, weil die Linien, die er sieht, sich zwar schier unendlich und geradewegs geradeaus in die Länge ziehen und gleichzeitig in einem scharfen rechten Winkel nach den Seiten ausscheren. Diese arglose Dynamik wird aber durch eine weitere durchbrochen. Der Betrachter entdeckt ein Muster, das aus Diagonalen besteht.

Manövriert sich der staunend Stehende, das sind wir, sachte an den hoch aufragenden Steinen vorbei, ohne sich an ihnen die Haut auf zu schürfen, so dass er abgelenkt wird, eröffnen sich ihm mit jedem Schritt neue Einsichten in wechselnde Linien, die durch die verschiedenartigen Felsenstrukturen vorgegeben sind. Schon allein die variierenden Grössen der alten Gebilde, welche die geraden Streben der riesenhaften Anlage bilden, regen zum genauen Hinschauen an. Blickt man nicht ausschliesslich geradeaus in die vorgezeichneten Bahnen hinein, sondern nimmt man auch die zahlreichen Querverbindungen ins Auge und stösst dabei auf diese überraschenden Diagonalen, dann keimen im Kopf mit der Zeit eigene, neue Überlegungen auf. Man staunt und fragt sich: In welchem Zusammenhang stehen die Verbindungen, die sichtbar werden? Was stellen diese Verbindungen dar.

Sichtbar wird, geometrisch und metaphysisch gesprochen, eine kuriose Mehrdimensionalität. Die Alignements stellen nicht nur geradeaus und querlaufende Linien dar, sondern, aufgrund der wechselnden Höhe der Scheitelpunkte der zahlreichen Steine, auch ein Schrumpfen und Wachsen der kantigen Silhouetten, die verschiedenen Reihen angehören. Es finden sich somit in diesem eigenartigen Steinmonument, das so viele Menschen an den Rand des kantenlosen Ozeans lockt, die lange Horizontale und die, wenn auch kurz gehaltene, aber doch deutlich durch die Menhire in die weite Landschaft gezeichnete Vertikale wieder.

Fortsetzung

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