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Die Beförderung der Steine und ihr Aufrichten nach genauen Zielvorgaben dürfte alle Kräfte der Gesellschaft von damals beansprucht haben. Das Unternehmen dürfte die Verstandeskraft erschöpfend ausgenutzt haben. Vermutlich deckten sich die Vorstellungen von Struktur jener Menschenspezies noch gar nicht mit den Organisationsformen, die zur Zeit der ersten Hochkulturen im Mittelmeerraum und auch für uns heute als Mass gebende Ordnung angesehen werden. Man muss sich immer wieder deutlich vor Augen halten, dass das, was in Carnac entstand, überhaupt zum ersten Mal ausgeformt wurde, die Menschen also nicht eine Kopie von etwas schon Bestehendem anfertigten, nicht auf ein Beispiel zurück greifen konnten, wie dies etwa der Fall bei den Höhlenmalereien ist. Vielmehr stellte das ganze Unterfangen ein Experiment dar, das aber gut durchdacht und geplant war. Wie immer bleibt die Frage: Inwieweit wurde geplant und analysiert oder Neues gewagt?
Jetzt werden die Spötter wieder aufspringen und einwerfen, die Steine, die für den Bau der Alignements benützt wurden, ähneln jenen, welche für die Fertigung der Dolmen verwendet wurden, und nicht dem ebenförmigen, grossen Menhir von Locmariaquer. Die Steinreihen bedeuteten also nichts Anderes als die Öffnung der Dolmen. Mit dem Bau der Reihen hiessen die Menschen von damals die Gräber in die Weite gehen.
Die Alignements stellten nichts Anderes als Totenfelder dar, entsprächen Totengallerien, steingehaltenen Museen, welche in Erinnerung an die Ahnen errichtet wurden oder – auch eine Interpretationsmöglichkeit – formten ganz einfach einen Strang gleich der Milchstrasse, der symbolisch gen Himmel weist, ins Jenseits, also jener Zeit, die nach dem Tod folgt. Die mächtige Milchstrasse spiegelt sich auf dem kargen Boden von Carnac, spotten sie.
All die Personen, welche in argloser Tradition und massgeschnittener Geschichte ausgewählte Ereignisse als Beweise für die von ihnen verkündete und gepredigte Wahrheit suchen, werden auch Carnac nach der Maxine „Der Zweck heiligt die Mittel“ für ihre Ziele auslegen und zurecht biegen.
Sicher, die flachen, anscheinend wenig behauenen Steine würden sich, dicht an dicht nebeneinander gestellt, durchaus für die Errichtung von Schutzmauern eigenen, so wie sie jede Trutzburg um sich gezogen hat als Schutz vor dem Feind. Ganz anders Carnac!
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