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Es mag sich um einen Zufall handeln, dass die Menhirereihen genau an dieser Stelle leicht nach Nordosten ausscheren. Sie hätten, hätte dies dem Willen der Bauherren entsprochen, durchaus geradeaus weiter gezogen werden können. Standen diesem Vorhaben geradeaus Wälder den Planern im Weg, so taten die Bäume dies gewiss auch links und rechts der Gerade. Gerodet werden musste, sofern Wälder bestanden, sowieso, um den Menhiren den Weg frei zu machen.
Der stattliche Umfang dieses Traktats über die Ordnung II vermittelt einen Eindruck über die ausserordentliche Länge des Weges, der nicht nur für eine geographische Bresche in die pflanzenreiche Landschaft geschlagen, sondern auch für die politische Bereitschaft einer möglicherweise vielschichtigen Gesellschaft geöffnet werden musste, um das heute weltberühmte, monumentale Werk anzulegen. Wenn man sich durch die zahlreichen Zeilen dieses Traktats liest, erweckt dies geradezu den Anschein, die Alignements seien so geradlinig wie diese „Sätze“; als seien diese wie mit dem Lineal gezogen. Der Eindruck täuscht. Sieht man sich Flugbilder der Stätte an, dann fällt auf, dass die Steinreihen zuweilen etwas weiter auseinander stehen, dann wieder enger zueinander. Diese Schwankungen zeugen zumindest von den Schwierigkeiten, welche die Menschen von damals hatten, die Gerade zu halten, als sie ihre Steine aufstellten und Reih und Glied zu bewahren suchten.
Diese Menschen mussten sich neben der gesellschaftspolitischen Herausforderung auch um viel Einheit bei der Errichtung der Steinformationen bemühen: gerade Linien, regelmässige Abstände, abgestimmte Grösse der Menhire. Die Grösse der Steine nimmt von Westen her in geordneter Form ab. Ab einer bestimmten Stelle nehmen ihre Dimensionen wieder zu. Die Brocken wurden nicht nur herbei geschleppt und aufgerichtet. Sie mussten auch sortiert werden.
Was von Carnac heute noch steht, zeugt von der ungeheuren Arbeit, die damals geleistet wurde, technisch und denkerisch. Während der Jahrtausende, durch welche hindurch das enorme Bauwerk bereits steht, wurden aus den Alignements Steine entfernt und für den Bau von Häusern und vermutlich auch von Trockenmauern verwendet. Andere stürzten um und wurden später wieder aufgerichtet, möglicherweise platzversetzt, so dass sie nicht mehr genau an der Stelle stehen, an welcher sie in Urzeit gesetzt wurden. So die Ansicht der Forschung. Möglicherweise entspricht das Bild der Steinfluchten, das wir heute haben, in gewissen Details nicht jenem, welches sie in ihren Ursprüngen boten.
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