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Zurück nach Carnac. Dort haben Menschen vor 6000 Jahren eine ganze Menge von Menhiren aufgestellt, die nicht den Denkstrukturen der Höhlenmenschen entsprachen. Hätten jene von Carnac dem Beispiel jener in den Höhlen folgen wollen, dann hätten sie mit ihren Steinen beispielsweise dem Muster folgen können, das ein Spinne mit ihrem Netz vorgibt, und auf diese Weise der perfekten ästhetischen Konstruktion, welche diese Tiergattung beim Verweben ihrer Fangnetze verwirklicht, ein Denkmal setzen können. Die Menschen von Carnac taten dies nicht. Ihnen war nicht nach konkretem Denken. Dem Menschen von Carnac lag nicht daran, seine Umgebung abzubilden.
Anders als die Kunst der Höhlenmenschen bilden die Alignements von Carnac, wie die Steinreihen heissen, nicht die Abbildung einer Erfahrung, eines ästhetischen Objekts, das die Menschen kopierten und eins zu eins in die Landschaft setzten, sondern die Umsetzung eines denkerischen Vorgangs.
Die Menschen haben ein Menhirenmeer von über zweitausend Steinen aufgestellt. In gewisser Hinsicht verweist das Gebilde aufgrund der Menge der in strukturierten Linien aufgestellten Felsbrocken auf das Soldatenheer, das der erste chinesische Kaiser mehrere tausend Jahre später als Grabwache unter die Erde brachte und die als Terrakottaarmee in die Geschichte eingegangen ist. Von diesen individualisierten Terrakottasoldaten in Qin Shihuangdi unterscheiden sich die gesichtslosen Menhire auch dadurch, dass sie nicht in der Erde vergraben wurden, sondern weithin sichtbar über der Erde stehen.
Das steinzeitliche Monument von Carnac zieht sich über mehr als vier Kilometer hin und ist damit von einer überwältigenden Länge, einer das Denken übersteigenden Dimension. Die Menhirenreihen sind in ihrer Gesamtheit nicht von Auge einsehbar.
Erschwerend für den Überblick und die Interpretation kommt hinzu, dass das Gebiet von einem Tal durchbrochen wird. Beidseitig dieses Einschnittes in das Gelände ziehen sich die Reihen dahin. Was im Westen mit grossen Brocken begonnen wurde, endet im Osten als schmaler Schwalbenschwanz, der heute von Bäumen und Strauchwerk überwuchert wird.
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