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Diesen Deckel, der uns immer noch und unerbittlich von der Welt des Desserts trennt, sollten wir weg sprengen. Peng! Einfach so.
Meine Damen und Herren, hört auf mit Eurem endlosen Gejammer! Was Ihr da von Euch gebt, empfinde ich nicht als eine Schelte. Es prallt ganz einfach an mir ab. Setzt und tut euren Unmut in eine geistige Lehre zurück, wo er verflacht, sich auflöst und als ewiger Unruhestifter in Sphären abhebt, die wir gar nicht kennen wollen. Vor uns auf diesem Tisch befinden sich solide Dinge, so solide, wie wir selber, die wir auf unseren Stühlen sitzen und, was mich betrifft, auch bald sitzen werde. Der Tisch bietet uns Teller, Dessertbesteck und auch die Kuchenschaufel. Das heisst also: Nicht nur der Tisch ist bereitet, auch wir stehen bereit, sitzen bereiten, um die Nachhut unseres abendlichen Bratens in Angriff zu nehmen und zu verbraten.
Kurt versteigert sich in wortgewandte Wendungen, die sich ab und zu in wortgewendete Wirrungen und Irrungen verwandeln – wie eine Wendeltreppe, die sich in ihren Kehren in sich selber verheddert. Es ist an der Zeit, dass ihn das Dessert zum Schweigen bringt. Uns lässt er nicht zu Wort kommen. Die Nachspeise dient uns jedoch als Vorhand, damit wir zum Nachteil des eifrigen Redners in bequemer Weise zu unserem Vorteil zurück finden. Ewig wird er nicht reden wollen.
Meine Damen und Herren, so Kurt grossspurig weiter, der Augenblick naht, der Augenblick hat seinen Auftritt, der Augenblick ist gekommen. Weidet euch an der Bescherung, aber ohne dass ihr sie mir anrührt.
Mit diesen Worten nimmt Kurt den Knauf des Deckels kurz und bündig in die Hand – wir halten den Atem an – und hebt ihn hoch. Uns verschlägt es an diesem Abend ein weiteres Mal die Sprache. Was wir zu sehen bekommen, übersteigt all unsere Erwartungen. Kein Dessert! Eine Dessertsymphonie! Wie viele Teile führt das Orchester? Ganze fünfzehn an der Zahl. Kein Stück gleicht dem anderen. Alle Teile kooperieren nach einer bestimmten Vorgabe.