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Ehre gebührt, wer sie verdient. Kurt zieht alle Leute und ihre Bewunderung auf seine Seite und zwar verdient. Was er uns jetzt bietet, ist keine Kopie dessen, was er uns mit der Maroni aufgetragen hat. Was er, von seinen beiden Adlaten begleitet, herbei bringen lässt, ist den Anblick wert, den es auf sich zieht. Niemand guckt weg. Weder wir drinnen, noch jene draussen.
Was die drei draussen bieten, wirkt fast wie eine Prozession, ein religiöser Akt. Gut, der Festzug ist eine Variante. Kurt hätte auch ein Ballett als Prolog zu unserem Dessert inszenieren können, das die Lade begleitet. Als Bühne hätte die Strasse gedient. Die Behörden, vertreten durch Polizisten und Parkwächter, hätten mit Bussenverordnungen den Takt geschlagen, die gestauten Autofahrer mit einem Hupkonzert den richtigen Ton gegeben, die Schar der Maulaffenden als Chor den Applaus beigesteuert.
Kurt wählt einen anderen Weg.
Streng genommen kontrastieren sich Tanzperformance und feierlicher Aufmarsch nicht gross: Beides entsteht aus einer konkreten, gut vorbereiteten und durchdachten Inszenierung, die mit der Absicht organisiert wird, das Augenmerk auf einen vordefinierten Prozess und bestimmte Punkte zu lenken, die sich deutlich zum Beispiel von einem Gerichtsverfahren mit unsicherem Ausgang unterschieden. Ein einstudierter Kunsttanz und ein inszenierter Aufmarsch folgen jeweils einem vorbestimmten Schema, das keine Abweichungen verträgt. Beide vereinigen in sich einen künstlerischen Aspekt, bauen auf einem ästhetischen Anspruch auf, realisieren etwas, das einer festen Spur folgt. Beide benötigen eine Bühne, im Fall der Lade, die, so wie es aussieht, das Dessert enthält, eine Strasse.
Auch das zweite Element ist im Fall unseres Desserts vorhanden: Das Publikum steht bereit und wendet mit dem Beginn der Darstellung seine Aufmerksamkeit uneingeschränkt dem vorbereiteten Vorgang zu. Wir drinnen sollten eine Wette abschliessen, ob die draussen applaudieren, sobald die drei Herren durch die Tür, die sich wie ein Vorhang hinter ihnen schliesst, zu uns herein getreten sind.
Wenn sie wieder raus gehen, werden die Leute von ihnen Autogramme verlangen.
Uns sollen sie aber die Bescherung lassen. Wir weisen diese nicht zurück.
Es wird sich hoffentlich etwas Brauchbares in dieser Hülle befinden.
Der Sargtransport nähert sich der Eingangstür. Wir sind alle eine Ohr und ein Aug.
Die drei Herren beenden unsere Durststrecke zum Dessert in wenigen Schritten. Kurt öffnet den beiden Trägern die Eingangstür, soweit wie es nur geht.
Der Cortège betritt unsere Sphäre. Wir wollen den Weg öffnen, wissen aber nicht wohin aus zu weichen.
Kurt leistet Abhilfe und erklärt, der „Behälter“ müsse nicht hinter die Theke, sondern mitten auf den Tisch.