sch-ach-zrz-des

zrz des

 

Auch Wladimir zieht um. Er setzt sich kurzerhand auf meinen Stuhl und meine beste Freundin, kurz entschlossen, lässt sich zwischen Wilhelm und Wladimir nieder. Janie bleibt dort, wo sie bisher sass. Als neuer Sitznachbar zu ihrer Rechten gesellt sich Kaspar.

Auf diese Weise füllen sich die drei Seiten des Tisches langsam wieder. Wir haben nach dem Tiefschlaf, der den politischen Ausrutscher ermöglichte, die Beine vertreten und uns an der Theke einen Zwischendrink genehmigt und somit wieder gefasst. Die einen setzten auf Champagner die anderen auf Campari. Als Chronistin bleibe ich alkoholfrei: Einen mit Apfel gemischten Grapefruitsaft, gespritzt mit einer Zitrone; damit meine Geister beisammen bleiben, so dass ich weiterhin meine Chronik geflissentlich aufsetzen kann.

Da ich nun versetzt bin, muss ich natürlich schon überlegen, wo mein neuer Platz liegt. Der Platz, der am besten geeignet ist, um die allgemeine Übersicht auch akustisch zu wahren.

Plätze sind noch einige frei. Ich darf aber nicht zuwarten, sonst bleibt unter Umständen lediglich in einer Ecke und somit am Rande des Dreiecktisches eine Sitzgelegenheit übrig. Die Ecke gewährt zwar den Überblick über die ganze Runde. Das schon. Ich sitze dann aber zu weit vom Geschehen entfernt, das sich um die beiden anderen Ecken des Möbels abspielt. Eine solche Platzierung behindert meine Arbeit über alle Massen und taugt darum nicht.

Zu hören, was drüben gesagt wird und dies auch aufzunehmen, erweist sich dann als erheblich schwerer, als wenn ich mitten unter den Leuten sitze. Einige wichtige, wenn nicht ausschlaggebende Sentenzen könnten mir entgehen.

Jetzt rede ich wie in dummer Politik. Es ist Zeit, dass ich schweige und meine Pflicht erfülle, meiner Arbeit nachkomme.

Ich verschiebe mich darum auf den Platz mir gegenüber. Zu meinen beiden Seiten bleiben die Stühle unbesetzt. Wer diese einnimmt, das soll den noch Stehenden überlassen sein.

Eines ist und bleibt aber evident: Auch mit der neuen Tischordnung wird es uns nicht gelingen, einen Ausgleich zwischen den Geschlechtern herbei zu führen. Unter uns befindet sich einfach ein Mann zu viel. Es erweist sich als ausgeschlossen, alternierend einen Mann neben eine Frau zu setzen, so dass dem gesellschaftlichen Etikett für eine Tischrunde „zu beiden Seiten einer Frau ein Mann“ – auf unseren Fall angewandt „zu beiden Seiten eines Mannes eine Frau“ Rechnung getragen werden kann. Dieser Ordnung gelingt es nun nicht zu genügen. Da schafft nicht einmal der dreieckige Tisch Abhilfe.

Fortsetzung

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Sch_ach

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s