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Wir haben keinen Hund, bemerkt Kurt.

Dann ist etwas falsch an unserer Ordnung, stellt Kaspar fest.

Entweder die Knochen weg oder das Dessert aufgetischt. Das ist meine Devise. Das verkündet Janie.

Die Diskussion über die Ordnung beginnt mir immer mehr zu gefallen, verkündet Fussg. Ich könnte stundenlang da sitzen und euch bei eurer Ordnungssuche zu hören.

Stunden darf es nicht mehr dauern, bis das Dessert aufgetischt wird. Das Huhn hat sich gesetzt und die Arena für den süssen Abgang vom Speisetisch frei gemacht, verlautet von meiner besten Freundin.

Wie ich euch jetzt zu höre, habe ich wirklich den Eindruck, als habe der Schachgrossmeister den Überblick über unsere Simultanschachrunde verloren und wisse zurzeit nicht, welchen Zug er ausführen soll; als habe die Übersicht sich derart zergliedert, dass er ganz einfach und simpel nicht mehr weiss, gegen wen er den nächsten Zug zu führen hat. Ihr veranstaltet mit dem Dessert, der Nachspeise, der Süssspeise, dem Schach und den Knochen ein derartiges Durcheinander, dass beileibe von uns allen überhaupt niemand mehr ausmacht, wo unser Spiel und das Simultanschach stehen. Diese mahnenden Worte schiebt Kabar ins Gespräch ein.

*

Mir selber fällt jetzt bei der schriftlichen Wiedergabe des Gesprächs auf, dass ich die zum Teil langen, wenn nicht sogar ausschweifenden Wortmeldungen lediglich kurz mit einem Verb und einem Namen der jeweiligen Sprecherin, dem jeweiligen Sprecher zuteile. Auf diese Weise gestaltet sich das Schreiben des Protokolls recht bequem. Ich denke dabei fast nichts. Ich achte quasi nur darauf, dass ich das Gesagte mit der richtigen Person verbinde, ihre Aussagen also nicht fälschlicherweise jemandem anderen zuweise. Ich gebe mir auch die Mühe, die Verben für die Tätigkeit „Reden“ zu variieren, damit auf diese Weise etwas zusätzliche Spannung in die Notation gelangt. Dabei schöpfe ich aus dem reichen Wortschatz, den vielen Synonymen, welche das Verb „Reden“, um sich selber zu beschreiben, bereit hält. Das Reden beinhaltet ganz verschiedene Formen des Sprechens, Schreiens und Flüsterns. Der Varianten, ob nun laut, hoch, impulsiv oder gemessen gesprochen wird, tragen jeweils unterschiedliche Tätigkeitswörter Rechnung. Ich könnte fast meinen, dass das Reden selber sehr eitel ist und darum einen an Schattierungen reichen Wortschatzstamm für sich selber bereit stellt. Es wäre hingegen vermessen von mir zu schreiben, dass das Reden, wie eine modebessene Frau eine Vielzahl an Schuhen in ihrem Schrank verwahrt, ein ganzes Arsenal an Schminkwörtern für sich parat stellt. Angenommen, meine Unterstellung würde stimmen, dann würden die Farben vom gehässigen Nörgeln bis hin zum kuscheligen Einlullen reichen. Wie die beiden genannten Beispiele zeigen, lässt sich das Reden mit zahlreichen Eigenschaftswörtern ausstatten. Ich beschränke mich aber auf das Verb und lasse die Eigenschaftswörter sein, denn ich will mit meinem Protokoll den Rednerinnen und Rednern vom Abend mit einer schönen Sprache nicht die Schau stehlen. Zudem: Sobald ich die Wahl der Verben noch zusätzlich mit einem Eigenschaftswort ausstaffiere, lege ich als Protokollistin meine Neutralität ab und greife wertend in die Gespräche ein. Solches hat die Protokollführerin zu unterlassen. Derartige Eingriffe liegen nicht in meiner Absicht. Ich stelle mich dem Prädikat „neutral“ und weiss mich diesem verpflichtet, um auf diese Weise ein möglichst präzises Abbild von dem zu liefern, was an diesem Abend gesagt wird. – Soweit mein netter, kleiner Einschub und ausserprotokollarischer Beitrag zum denkwürdigen Abend, über welchen ich Buch führe.

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Fortsetzung

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