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Das waren viele Worte. Der Schachgrossmeister wird über eine Engelsgeduld verfügen müssen, sollte er sich mit uns auseinander setzen wollen.

 

Meister der Geduld im grossen Schach

 

Der grosse Meister verfügt als Schachspieler, der in der Tugend des Ausharrens trainiert ist, über ausreichend Reserven in der Geduld, beschwichtigt Kabar. Zudem wurde die Schachuhr erfunden. Diese bremst langsam und gemütlich denkende Spieler aus, welche sich auf keinen eigen erdachten Zug festlegen können und mit Bedacht auf Sankt Nimmerlein warten, bis sie sich endlich dazu entschliessen, mutlos auf dem Brett eine Figur zu bewegen und solchermassen einen langweiligen Zug zu tätigen. Die Uhr klickt den müssigen Spieler ganz einfach aus dem Spiel und bewegt ihn auf diese Weise weg vom Brett. Ein anständiger Schachspieler verharrt in beherrschter Beständigkeit und überwachter Ausdauer, sowohl wenn er überlegt, wie auch dann, wenn er darauf wartet, dass der Gegner seinen Zug ausführt. Er übertreibt diesen Sport nicht, sondern verwaltet seine Kräfte klug und rigoros. Lediglich jener Spieler verliert die Übersicht, der nicht zu spielen weiss. Der Schachgrossmeister versteht sein Handwerk. Sobald er hier entgegen Wilhelms Prognose auftaucht, heisst das für uns nicht, dass wir uns Geduldsstulpen über die Ohren ziehen und wie Espenlaub zittern müssen. Vielmehr wird er mit uns Grünschnäbeln so zu spielen wissen, dass uns die Lust am Spiel nicht vergeht. Entwarnung ist angesagt. Vor dem Grossmeister brauchen wir uns nicht zu fürchten. Zudem ist uns im Verlauf des heutigen Abends noch kein Meister auf den Kopf gefallen, der uns den Meister gezeigt hat. In dem Sinn sind wir dem Schachgrossmeister ein würdiger und unbescholtener Widersacher. In der Sache brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wenn uns jemand Geduld beibringen soll, dann kann das nur der Schachgrossmeister. Wir haben uns in dieser Angelegenheit aber bereits toll eingeübt. Er steht vor keiner schweren Aufgabe, denn die Geduld haben wir an diesem Abend bereits gehörig durch exerziert. Ich zweifle darum daran, dass mein Schachgrossmeister uns in der Sache Neues beibringen kann, auch wenn der Abend einem langen Schachspiel gleicht, das zu keinem Ende kommt. Soweit Kabars ausufernde Rede.

Geduld musste ich heute Abend lernen. Wieder Wilhelm. Es ging eine Ewigkeit, und daran ist sicher nicht mein Gehilfe schuld, bis endlich aufgetischt war, eine unermesslich lange Ewigkeit angesichts des Umstands, dass wir ausserordentlich Hunger hatten und im Angesicht des Hungers, Aug in Aug, fast verhungerten. Dieser Zustand aufgezwungener Selbstkasteiung führte mich zu einer Entdeckung, die in Analogie zu einer meiner bereits früher gemachten Beobachtung steht und heisst: Ich werde nicht älter, aber von denen, die nach mir kommen, sehen immer mehr jünger aus. Eine derartige Konstante entdeckte ich in meinem Hunger. Dieser wuchs nicht, er blieb ungeheuer gleich, nämlich riesengross. Und zwar so gross, dass er nicht mehr weiter wachsen konnte. Nicht eine einzige Platte mit irgendetwas zu essen wurde serviert, um diesem Stillstand Einhalt zu bieten, diesen Missstand zu beheben. Der Hunger wies eine derartige Invariable auf, dass ich davon ausgehe, dass sich sogar mein Gewicht an diese Konstanz hielt und um keine Jota abnahm, obwohl sie, die bärengrosse Lust auf Nahrung, gierig von meinem Fett zehrte und kein Nachschub folgte. Wie ich mich in der Runde umsehe, stelle ich nüchtern fest, dass niemand sichtbar zugenommen hat. Ich schliesse daraus, dass ich de facto nicht abgenommen habe. Der Hunger spielte mir lediglich ein schlechtes Stück vor. Er hielt mich wohlfeil. Mit dem Hungern ist es wie dem Altern: Beides wird zur Selbsttäuschung, wenn man es zu ernst nimmt.

Fortsetzung

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