zqv Tragende
Den Begabten muss man fördern und nicht einfach, weil er jung ist, das ganz sicher nicht im Simultanschach. Das ganz sicher nicht, merkt meine beste Freundin an. Und der Schachgrossmeister wird sich ganz sicher nicht in unsere Brusttaschenausschnitte vergucken, so noch einmal meine beste Freundin, diesmal Arigia zugewandt.
Ich verfüge nicht über eine Brusttasche, kommt es spitz von Arigia zurück. Wir Frauen haben an der Stelle, wo dem Mann die Brusttasche sitzt, mit unseren Brüsten mehr zu bieten als er mit seiner Brust, auch wenn diese heldenmässig daher kommt.
Ob Brusttasche oder Brust: Wegen der kommt er nicht her. Er sucht das interessante Spiel. Sonst wäre er nicht Schachgrossmeister geworden, so meine beste Freundin folgerichtig, sondern so ein Flegel wir Vladidir oder Gründer.
Wir sind beide Künstler, fährt Gründer auf. Von Flegel kein Spur. Wir sind beide zwar keine flatterhaften Schachspieler. Wir wissen aber um unsere Vorlieben und verstehen sie zur Freude von Frauen und Männern einzusetzen – er für ihn; ich für sie! Also, meine Liebe, so Gründer zu meiner besten Freundin, nimm dich in Acht. Nicht vor ihm, aber vor mir. Ich könnte mich in dich verbeissen. Wenn ich zuschlage, dann wird für dich an diesem Abend nichts mit dem Schachspiel, das uns der Grossmeister nahe bringen will. Er bleibt uns sowieso fremd. Der Herr spielt auf Holz und nicht auf Mensch. Ich spiele auf Mensch!
Wahr gesprochen, pflichtet Kabar bei. Der Herr wird sich nicht durch die Person beeinflussen lassen, die hinter dem Brett sitzt. Vielmehr ist es das Spiel auf dem Brett und nicht irgend ein Brustspiel, das seine Haltung beeinflusst. Wie lange er vor dem Brett verweilt, wie tief er sich in das Spiel hinein denkt oder oberflächlich mit dem prüfenden Blick des Schachexperten über die Figuren schweift, bevor er seinen Zug zieht, das wird nur durch den Spielverlauf bestimmt. Diese fachmännische Analyse stammt selbstredend von Kabar, der fortfährt: Es entspricht nicht meiner Erfahrung, dass der Herr seine Züge voreilig zieht. Auch bei sehr guten Spielern lässt er sich für seine Schlüsse Zeit. Seine Meisterschaft im Spiel führt dazu, dass er nicht durch Geschwindigkeit sein Können unter Beweis stellen muss. Vielmehr gestattet es ihm seine Überlegenheit, gemächlich seines Amtes zu wallten, uns in unserem Saft schmoren zu lassen und uns gleichzeitig auf unseren Stühlen klein aussehen zu lassen. Das ist sein Privileg. Er geniesst den Anblick. Er lässt sich Zeit.
Pingback: sch-ach-zqu-Tote |