zgb Flanieren
Jeder ist Koch!
Die Marone geht jeden an, der sich was zu essen kocht!
Die Rufe gehen durcheinander.
Alle Einwände nützen nichts. Das Urteil über die Marone fällt, die Gouillotine muss niedersausen. Die Marone muss unters Messer, damit ihr Duft heraus geschnitten wird und uns für den Rest des Mahls fit macht. Ihr Duft bildet die Eröffnung des eigentlichen Vorgangs, auf den wir zu steuern, nämlich das Essen an sich.
Erneut steigen uns die ganzen Ingredienzien betörend in den Verstand, welche die Fleischmasse bereit hält und frei gibt: das Dreigestirn aus Gans, Huhn und Wachtel. Allein die Marone bleibt uns noch verschlossen – wie eine Auster, die aufgebrochen wird, so dass ihr saftiges Fleisch für Lippen und Gaumen zugänglich wird.
Kurt, der Metzger, der Fleischer, der Schweisser von Wachtel, Gans und Huhn, die drei Wappentiere von Wasser, Wein und Frucht: Unsere Bewunderung für ihn wächst ins Unermessliche. Estimation, meint Nadja, die mit grosser Trauer auf die kleine Marone schaut, auf welche Kurt ganz kurz ein schlankes Messer setzt und: Schnitt.
Das Knochengericht
Eine in fünfzehn Teile geschnittene Marone ergibt keine grossen Scheiben. Auch nicht, wenn sie auf dem Teller liegen. Selbstverständlich geben sich alle Mitglieder unserer Runde alle erdenkliche Mühe, so viel wie nur möglich vom Geschmack der Marone aufzunehmen, wie sie das ihnen zugeteilte Stück in den Mund schieben.
Entsprechend langsam zerkauen wir den knappen Happen edlen Fruchtfleisches, der nicht dicker ist als eine unkonsekrierte Hostie. Wir lassen uns das hauchdünne Maronenteil auf Lippe und Zunge zergehen.
Nach diesem erhabenen Einstieg in das lang ersehnte Mahl können wir uns endlich vernünftigen Dingen zuwenden und das Verteilen des Fleisches in Angriff nehmen. Die verschiedenen Schenkel und Flügel sind schnell vergeben. Auch die Wachteln am Plattenrand finden flugs ihre Abnehmerinnen und Abnehmer.