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zez Lebensqualität

 

Der Ruf des Hausherrn hätte ebenso gut „Friss! Friss!“ lauten können, mit dem er beim Mahl zu Eile antrieb. Das oberste Ziel des Gastmahls hiess Völlerei. Die Fressorgie illustrierte den Reichtum des gut situierten Römers. Der Gastgeber schöpfte aus dem Vollen. Die Menge und die Vielfalt der aufgetischten Gerichte, die zur Schau gelegte Verschwendungspracht bezeugten die unermesslichen finanziellen Ressourcen, über die der Gastgeber verfügte. Sein Geldbeutel platzte und so auch die Speiseplatten vor Überfluss.

Dem beschriebenen Gastmahl kommt das Grosse Fressen nahe, das Marco Ferreri als Film inszenierte. In einem abgelegenen Landhaus versammeln sich um opulente Tafeln und fleischvolle Frauen vier Männer und speisen sich aus Lebensüberdruss zu Tode. Sie treiben sich dabei keine Fleischkeulen in den Mund, sondern schöpfen im Übermass Erlesenes aus Schüsseln und Saucieren; dies unter dem gestrengen Blick von naturbelassenen Pfauenaugen, welche unverwandt aus dem Kopf des gefederten und gebratenen Tieres schauen. Die Unmengen von herbei gebrachten Fleisch- und Gemüseplatten, Obstkompositionen, Kuchen und Desserttürme sind von einer derartigen Farbenpracht, dass im Vergleich dazu die Glitzerfarben der heutigen Fastfoodindustrie nur einen ordinären Abklatsch bilden und von der geistigen Armut jener zeugen, die sich selbstgenügsam diese Schnellnahrung leisten.

Reichtum beim Gastmahl kommt aber auch auf andere Weise zum Ausdruck und zwar gesittet, wenn es darum geht, höfisch angebracht nicht mit überladenem Gabentisch auf zu warten, sondern mit einem gut durchdachten und dosierten, ausgeglichenen Arrangement Ehrfurcht zu erwirken. Diese Anrichte bedarf der besonderen Planung. Da wird nicht einfach darauf los gehauen und in die Pfannen rein gedroschen oder über Platten erbrochen.

Eine vorzügliche Anleitung für eine derartige Zubereitung der Speisen liefert mit seinem Entbästen – ein Wort, das aufgrund des Niedergangs der Sitten, heut kaum noch bekannt ist – der frühmittelalterliche Held Tristan im epochalen Lied, das seine Liebe mit Isolde besingt. Das Wort Entbästen stammt von der Bast. Mit der Bast kommt ein weiteres Wort daher, das kaum jemandem noch etwas sagt und das nichts mit dem Blast zu tun hat – diesmal ein Wort, das niemand kennt, sofern er seinen Wortschatz streng auf die deutsche Sprache ausrichtet.

Der Held, Tristan genannt, lieferte im Lied, das sein Glück und Unglück mit Isolde für die Nachwelt verewigte, einer überraschten Jagdgesellschaft, auf welche er während seiner Reisen stiess, ein weiteres Wort, das ebenfalls den Menschen von heute nach wie vor in Erstaunen versetzt: Tristan besann sich auf die Furkie und holte dann auch noch die Curie hervor. So, jetzt sind alle Wörter genannt, die zum Beschreiben des Entbästens nötig sind, das heisst, um zu beschreiben, wie ein Huhn oder, edler, ein Hirsch fachgerecht auseinander genommen werden muss.

Fortsetzung

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