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Es prickelt und stichelt und schäumt in den Gläsern. Diese Frische und Kraft soll den Koller vertreiben und den Geist anregend und wohltuend befeuern; auch die Laune, die fest an ihn gebunden ist. Solche Getränke verfügen, wie mir meine beiden Beisitzer beipflichten, über solches Potential.
Mit einem Schlag, noch bevor die Kelche verteilt sind, erklingt ein grosses Hallo.
Inszenierung I
Die schlank aufsteigenden Gläser werden unter uns verteilt. In der Mitte des Tisches bleibt ein grosser Freiraum.
Trübsal, Labsal, Schlafsaal, Kraftsaal – das eine wechselt das andere ab. Wir befinden uns in einem Wechselbad der Eindrücke. Kein Glas kommt zu Fall, dies trotz der auf einmal ausgelassenen Stimmung. Der Wechsel könnte sich nicht besser vollziehen. Die Stimmung auf einem Hoch, das Tief geplatzt, die Missstimmung zerpatzt; wer anderes schwatzt, der hat noch nie Schaumwein getrunken.
Im ganzen Holla, welches unser Lokal ungezügelt aufbügelt und aufrüttelt, gehen die Stimmen unter und entziehen sich auf diese Weise geschickt jeder ordnungsmässigen Notierung. Mir recht, denn aus den Gläsern steigt das Prickeln der zerspringenden Treueversprechen in die schnuppernden Nasen und gierenden Augen und sirrt befreiend als Breitband in den gelähmten Verstand, der den Körper seiner Sinne beraubt. Wer will da noch nach dem Griffel greifen und sich darauf versteifen zu schreiben?
In unserem Sälchen geht es nun hoch auf und zu. Man will sich erheben und wird gehalten, sitzen zu bleiben, um anzustossen, vorerst, um nicht schon wieder wertvolle Zeit zu verlieren. Wer bereits oder viel mehr schon wieder steht, setzt sich, heisst es gebieterisch von verschiedenen Seiten der mit Champagner Anstossenden.
Wer‘s nicht tut, nicht folgt, wird runter gezogen, nicht weil des Anderen Glas lockt, sondern weil es ganz einfach so sein muss: Nun sitzt man und frau. Was steht im Buch des Anstands? Dass sittsam angestossen werden muss, sitzend, jetzt, nicht stehend, weil die übergrosse Mehrheit bereits sitzt, wie Gründer bemerkt, sich Gehör verschaffend. Man solle warten, das Essen komme gleich. Nichts davon. Zuvor wird angestossen und angetrunken. Aufgetischt werde, doch zuvor gebe es noch eine Ansprache!
Muss das sein?