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zdr zur

 

Jetzt vom anderen Tischende: Also, etwas zu essen haben wir hier bisher nicht abgekriegt. Dies veranlasst mich zu folgender Bemerkung: Der Hunger drückt nicht auf meinen Bauch, weil sich dieser bald mangels Nachschub in Form von Protein und Kraftzucker selber ganz aufgezehrt haben wird, sondern vielmehr auf meinen Sprachgebrauch. Der leidet ganz schlimm unter Nahrungsmangel. Wenn dem nicht bald Abhilfe geschaffen wird, dann garantiere ich nicht für die Qualität meines Wortschatzes. Jede verhungernde und absterbende Magendrüse führt aus der Vielfalt der Wörter eines mit sich ab, ohne dass dabei die Rede zum Stillstand kommt. Darum, Mitleid, alle, die ihr hört und Einfluss auf die Organisation des Abends habt: Wenn ihr nicht wollt, dass mein Reden nur noch aus einem Wort besteht, das sich ständig wiederholt, dann führt endlich das Warten zum goldenen Abschluss und tischt auf! Setzt der Wiederholung des Wortes Hunger ein baldiges Ende

In diesem Lokal fehlt ganz einfach ein Hungerturm. In diesem müsste nicht einmal ein Einmachglas mit Oliven stehen. Auch ich gebe mich unterdessen mit wenig ab. Meine Bedürfnisse wären bereits abgedeckt, wenn mir nur schon Soleier vorgesetzt würden und diese nicht einmal pompös mit Maronen aufgemacht, sondern in der Schlichtheit präsentiert, die ihnen gebührt.

Vermutlich würde uns bereits ein Glas eingemachter Maronen sättigen, welche nicht durch Hitze und Feuer lind gemacht wurden, sondern durch das Einmachwasser und die Zeit, während der sie in diesem faden Wasser lagen, so dass die Zähne sie ohne Mühe verbeissen können. Dieses wässrige Futter würde unseren schlimmsten Hunger besänftigen und vor allem unserem aktuellen Zustand entsprechen.

Weicheier! Das kommt natürlich von einer Frau. Der Dicken. Vielleicht wird uns etwas mit Marone aufgetischt. Das wissen wir nicht. Bisher reimt sich die Marone lediglich auf Gerücht, auf dessen Wahrheitsgehalt wir uns nicht festlegen sollten. Denn die beiden Wörter reimen sich nicht und schliessen sich so gegenseitig aus. Daraus schliesse ich: Das Gerücht ist nicht fassbar, die Marone schon. Zudem gebe ich zu bedenken: Die Marone steht nicht für alle Welt. Denn diese hält ein ganzes Arsenal an Leckerem bereit, das uns heute Abend aufgetischt werden könnte. Ihr habt uns viele reizende Menüs vorgeschlagen. Ich trage nun meinen Teil bei. Wenn wir schon bei Eingemachtem und Kompotten verharren, dann verweise ich auf Schlehen als gesunden Appetitanreger sowie auf Quitten. Diese verteilen sich, in der Küche auf dem Herd in ihre beste Form gebracht, einmal gekostet auf wunderbare Weise widerstandslos über den ganzen Körper und hinterlassen in diesem ein Gefühl von Süssem, das den Verstand seiner Sinne beraubt, als ob Liebe im Spiel wäre.

Ein Stück Milz zur Marone. Das würde passen, mir wenigstens.

Fortsetzung

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