zdn Saudiarabien
Arigia und Gründer beschäftigen sich mit Arbeiten hinter der Theke. Es bleibt der dritte Platz. Was ist mit ihm? Die Frage bleibt unbeantwortet. Von uns allen gibt niemand Antwort. Überraschungsgast? Für solch unvorhergesehene Einlagen sind derartige Eröffnungsabende immer gut. Vermutlich wird uns eine grazile Gestalt ihre Aufwartung machen, die von Kopf bis Fuss in brünettem Maronikleister steckt. Kaspar geht mir mit einig, dass wir mit etwas in dieser Richtung rechnen müssen. Typisch galanter Mann: Er gibt mir recht, obwohl er von der eigenen Meinung gar nicht überzeugt ist. In dieser Art äussert er sich jedenfalls gegenüber Jette, die uns zugehört hat.
Was soll’s, ich werde mir durch seine Freundlichkeiten den Abend nicht verderben lassen. Ist doch auch schön so, wenn mir, Frau, nicht ständig widersprochen wird. Das letzte Wort liegt sowieso bei mir, weil ich als Chronistin schreiben kann, was mir passt, auch wenn ich mir wirklich alle erdenkliche Mühe gebe, sachlich zu bleiben. In dieser Sache gibt mir nun Kabar Recht. Er setzt sein ganzes Vertrauen in mein Können und meine Redlichkeit. Er freut sich bereits jetzt darauf, meine Aufzeichnungen zu lesen – und ich solle mich in diesen seiner gnädig erweisen, meint er; das heisst, nicht alle Dummheiten notieren, die er an diesem Abend von sich gibt; dies, weil er neben mir sitzt und sein Verstand wegen meiner „Aura“ und Schönheit etwas aus dem Lot gerät. Schon wieder so ein dummer Männerspruch! Er werde mir nur Kluges sagen und sich besonnen bemühen, mich ausschliesslich mit druckfertigen Sätzen zu bedienen.
Ich bräuchte allerdings nicht alles zu notieren. Nicht jeder mündlich wiedergegebene, fertige Drucksatz, nicht jede Galanterie sei für die Öffentlichkeit bestimmt und für das Archiv geeignet. Ich solle mit viel Fingerspitzengefühl abwägen und wirklich nur das, was er, gescheit geäussert, von sich gebe, schriftlich festhalten. Wenn in mir das Gefühl wach werden würde, er würde mit seinen Worten irgendwelchen Avancen mir gegenüber den Weg bereiten, dann seien diese unbedachten und unklugen Aussagen höflicherweise zu streichen. Denn er sei begleitet hier.
Er brauche sich keine Sorgen zu machen, gestrichen werde nichts, muss ich ihm antworten. Hier gebe es keine geheimen Worten. Alles höre zu. Kein Wort bleibe geheim. Wir zwei seien ja ohnehin nicht zu einem Stelldichein zusammen gekommen, sondern befänden uns gemeinsam als Teil einer erlesenen Runde ganz genau platzierter Damen und Herren versammelt um eine exquisite Tafel, einer Tafel jedoch, auf der noch immer Gedeck, Speise und Trank fehlen. Lediglich jene habe etwas vor sich stehen, die daran gedacht haben, sich mit ihrem angetrunkenen Glas in der Hand an den Tisch zu setzen. Ob er mir ein Glas Wasser holen solle? Ich lehne ab, denn es werde sicher bald etwas serviert werden. Kabar teilt meine Meinung.