zdg Samar Badawi
Der Hunger greift bereits in die Gedärme und holt die eigenen Kutteln heraus, um sie zu verzehren.
Wir bewegen uns auf ein regelrechtes Schaueressen zu.
Was kommt als Marone nur auf uns zu?
Hauptsache, es gibt was zu futtern.
Doch bis es soweit ist, geht es mit der Horrorschau kulinarischer Köstlichkeiten fleissig weiter: Hühnerfusssalat etwa. Dort, von wo meine Urgrosseltern her kommen, kennt man die Marone seit vielen tausend Jahren. Am liebsten habe ich sie, wenn sie in Nudeln eingekocht wird. Aber diese wird es heute nicht geben. Das Rezept ist zu exotisch. Wenn ich mir zudem all euere Absonderlichkeiten anhöre, dann muss ich mich auf einiges gefasst machen, was da auf den Tisch kommen wird. Aber unsereins ist in diesen schweren Zeiten des Wohlstandes einiges gewöhnt.
Was ist mit dem Wohlstand?
Er macht wählerisch.
Inwiefern?
Die Antwort bleibt aus. Denn in der Zwischenzeit sitzen nun trotz des ganzen verbalen Gerangels wirklich alle, ausgenommen jene beide, die für den guten Ablauf des Abends zuständig sind: Arigia und Gründer.
Fussg setzt sich als Letzter und zwar neben Jette.
Meine beste Freundin landet eigentlich recht weit weg von mir. Als direkten Nachbarn hat sie Vladidir.
Die ganze Setzerei hat die tolle Essensdiskussion zu einem Ende gebracht. Nun sind die drei letzten unbesetzten Stühle das Thema. Wir rechnen uns vor, dass sich Gründer, sobald es mit dem Essen vorwärts geht, zwischen Jette und Nadja nieder lassen wird. Der Platz zwischen Fussg und Kunigunde, also ein Eckplatz am Dreikantentisch, bleibt für Arigia frei. Ein Rätsel erwächst uns. Kaspar fasst es in Worte: Neben Kabar bleibt der dritte Stuhl weiterhin disponibel – und zwar just jener, der auf meine Freundin als Gegenüber gibt.