zco Collapse
Fang jetzt nicht mit den dummen Vorschlägen an! Wir wollen endlich zu unserer Marone kommen. Wir wollen, dass endlich angestossen ist.
Der Ruf wird gehört und findet die uneingeschränkte Zustimmung. Lautstark und mit viel Brimborium.
Wir haben schon längst vollendete Partystimmung. Aber jetzt geht es erst richtig los. Die Gläser schlagen aneinander. Die Verschwisterlichung findet allgemein statt.
Mir sind Freiheiten in der Wiedergabe dessen, was ich vernehme, gestattet und „ausserhalb der direkten Rede“ kann ich, was ich höre, gestalten, wie es mir passt, ohne dass ich meine Chronikerinnenpflicht verrate oder vernachlässige. Das ist das Tolle, wenn man dazu verknurrt wird, aufzuschreiben, was geschieht. Ich kann mich ja nicht uneingeschränkt und unüberlegt an all den Gesprächen beteiligen, weil ich doch einen Teil meiner Energie dazu verwende, aufzunehmen, was gesagt wird. Der Stift liegt in meiner Hand und ich führe ihn selbstsicher von einem Ereignis zum nächsten. Zurzeit geht im Lokal nicht viel ab. Smalltalk, der sich in zahllosen selbstgefälligen und banalen Redensarten verwässert. Nicht wiederzugeben. Ich setze das Schreiben aus und stosse dafür mit umso mehr Freiheit nach allen Seiten an.
Die Verbrüderung! Dieses Wort habe ich bereits auf die Seite gestellt, ich meine, beiseite und nicht auf diese Seiten geschrieben.
Die Verschwesterung.
Die Verkameradung, meint Gründer.
Die Verkameraderierung, spottet erwartungsgemäss Kaspar.
Verschwisterung, korrigiert, was mir recht ist, Janie.
Ja, was nun? fragt der Dicke.
Sprachungterricht, reimt irgendjemand.
Eine Grundsatzdiskussion über den Sprachgebrauch?
Eine solche wollen wir aber nun wirklich nicht anwerfen. Die Marone drückt uns auf den Magen, obwohl sie noch gar nicht einverleibt ist. Und auch nicht aufgetischt. Wenn wir nicht Acht geben, wird sie auf der Platte, auf welcher sie uns präsentiert wird, sei es am Sitztisch oder an unserem Stehbuffet, noch davon kullern, sofern wir ihr im richtigen Augenblick nicht die nötige Beachtung schenken.
Uuh! Und der Hunger rollt mit, kommt es ungefragt zurück.
Die Sitzordnung
Wenn dem so wäre! Der Hunger wird bleiben. Darüber können wir diskutieren, wenn er weg rollt, bis er zurück kommt und wieder mit fester Hand nach uns greift. Dem ist aber nicht so. Der Hungerkoller dreht sich in mir auf der Stelle, rotiert auch in anderen Bäuchen, wie mir bestätigt wird. Ja, er dreht! Eingeschlossen, so dass er nicht raus kann; wie auf einem Schachbrett, kommt nicht raus aus der Form. Diese Form entspricht der Marone und nicht der Karotte, die lang ist und in eine bestimmte Richtung weist, vorwärts. Ich bin schlecht beschenkt. Der Hunger ist nicht meine Sache. Die Begabung des Hungerns ist mir nicht gegeben. Gewährt mir darum heute Abend, dass ich nicht an meinen Gedanken herum knabbern muss, damit ich etwas in den Bauch kriege. Und zwar nicht die Zunge die ich mir abbeissen könnte, während ich an der Stelle des lieben Freundes Kabar nicht Schachzüge, sondern die Arithmetik der Marone ausrechne. Habt darum Mitleid mit meinem dicken Bauch. Er welkt. Er bedarf dringend fester Nahrung, auch wenn der Zucker in meinem Glas Alkohol in Kraft umwandelt, die jedoch meinen Bauch nicht stärkt – Frauen würden sagen: strafft. Wenn ich keinen Hunger fühle, dann bin ich aufgrund meines Vorbaus der Held aller Frauen, ihr Liebling. Kriegt der Bauch nichts zu futtern, dann tritt er in den Vordergrund und die Frauen wollen meinen Geist nicht mehr schätzen, der sich auf den Hunger fokussiert. Darum, die Marone muss endlich her, damit der Held, der hungert, endlich wieder ein Liebling wird. Zaudert nicht, ihr, die verbliebenen zwei Drittel des Komitees unseres Zauberabends und zaubert uns das Maronengeheimnis herbei.
Mein Lieber, du wirst heute Abend noch Hochzeit feiern.