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„Nicht doch! Was man uns hier vorlegen will, ist eine klitzekleine Marone, die zudem in fünfzehn Teile zerlegt wird. Ich will nicht mathematisch denken oder argumentieren, was von einer Marone übrig bleibt, wenn sie in fünfzehn Teile geschnitten wird. Eines ist dann, falls ich rechnen würde, aber gewiss: Ich kann dann ausschliessen, dass dieses ganz kleine Bisschen mehr darstellt, wissenschaftlich gesprochen, als ein Elementarteilchen von Nahrung, das auf meinem Bauch tanzen kann und zu mehr nicht taugt. Mein Bauch ist derart ausladend, dass ich mich wahrlich frage, was mit der Marone ist, die nicht als Elementarteilchen auf ihm tanzen soll, sondern als Nahrung in diesen hinein muss. Diese Marone droht als ein Winzling auf uns zuzukommen, auf den wir beide, angesichts unseres Fassungsvermögens, wahrlich verzichten können. Sie darf ruhig in dreizehn Teile zergliedert werden. Uns beiden wird es bekommen. Die Marone wird unser Gewicht nicht zum Erbeben bringen. Wir werden unsere Fülle, jene von Nadja und meine, nicht in irgendeine Waagschale mit der Marone legen, sondern es ganz einfach zum Ausgang bewegen, damit wir den anderen, welche die Marone teilen, nicht im Wege stehen. Wir beide wollen nämlich, und das verbietet uns schon unser angeborener, natürlicher Anstand, niemandem zur Last fallen, wenn er nach dem Maronenpartikel in seinem Teller stochert und es mit Gabel und Messer zu fassen versucht, und wir dabei stehen und eurem unschuldigen Treiben zusehen. Euch könnte nämlich das schlechte Gewissen erwachen, wenn ihr seht, wie wir hungernd daneben ausharren und gleichzeitig auf dieses Almosen aus der Küche verzichten. Und zwar mit dem festen Vorsatz, uns selber nicht zu schaden. Denn im Fall von uns Dicken ist es gar nicht zu begrüssen, wenn die Vorderhand nicht im Gleichgewicht zum Hinterhof steht. Das Fünfzehntel einer Marone kann, das weiss ich aufgrund meiner wissenschaftlichen Tätigkeit und Erfahrung, das labile Gleichgewicht, das uns Vollschlanken mit unserem Umfang gegeben ist, leicht in Schwierigkeiten bringen. Niemand will uns in diesem schnuseligen – oder soll ich doch eher brav, bieder und anständig von schnuckeligem Lokal sprechen, unseres sicheren Standes, unserer ausgewogenen Balance berauben. Das weiss ich. Niemand. Darum, Herr Schuster, sollen ich und Frau Nadja dieses Lokal nicht vorzeitig verlassen, ist es absolut notwendig, dass diese Fünfzehntel-Maroni endlich serviert wird, so dass wir wissen, woran wir sind. Auswärts gibt es vielleicht etwas Gesundes und Handfestes zu futtern. Stante pede, darum, Herr Schuster, wie wir in unserer Wissenschaftssprache zu sagen pflegen, müssen Sie nun handeln. Ich bitte Sie innig, endlich reinen Tisch zu machen.“
Kurt Schuster kommt nun tatsächlich hinter der Theke hervor und antwortet gleich in seinem Sie-Jargon, aber ohne Adel in Form und Sprache: „Herr Schnepfensskorn, ich werde sogleich Frau Wolgmut und Herrn Schnaptepürä danach befragen, wann wir das Festmahl auftischen sollen. Aber ich lasse mir nichts befehlen, vor allem an diesem Abend nicht, diesem festlichen Abend, der unseren Beginn auszeichnet, den Start von Wasser, Wein und Frucht. Ich bin zudem überzeugt davon, dass dieser Aufbruch von grossem Erfolg gezeichnet sein wird.“