zbo Textilarbeiterinnen
Der Herr scheint über eine philosophische Ader zu verfügen. Mich wundert’s, was er heute Abend noch alles von sich geben wird.
Wir sind nicht alle an der Theke versammelt. Einige sitzen in einer Ecke.
Es wird für mich eine schwere Arbeit werden, die ganze Entwicklung chronologisch zusammen zu halten, sobald wir alle beieinander sind. Wir werden vermutlich Platz um den Tisch im Zentrum des Raums nehmen. Wenn alle so klug und so viel sprechen, dann wird mir es etliche Anstrengungen kosten, die Summe des Gesagten zu memorieren und auch noch die verschiedenen Voten der richtigen Person zuordnen.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als alles sorgfältig im Geist zu notieren, sonst verliere ich die Übersicht, auch mit meinem lexikalischen Gedächtnis. Dieses wird durch die Gemeinschaft, die sich um die Bar drängt, arg strapaziert, denn die Trauben beflügeln das Gespräch. Dessen Verlauf befriedigt mich nicht. Aber um eine Bar herum darf anscheinend das erörtert werden, was in der Kirche nicht statthaft ist. Mir bleibt nichts anderes übrig, als seriös Bericht zu erstatten, wiederzugeben, was an Worten kommt – und es kommt derart viel und derart unverhofft, dass ich des Kommentars nicht fähig bin.
„Die Trauben sind ein tolles Thema. Alles hängt an den Trauben, welche Farbe und vor allem auch, welche Gestalt sie haben. Der Bacchant ziert sich mit Trauben, den Mann zieren Trauben. Diese werden auch Familienschmuck genannt. Um diesen zu gewinnen, bedrängt die Frau den Mann. Um diesen zu teilen, steigt der Mann zur Frau ins Beckenbett.“
„Dieser Gedanke lässt sich feiner ausdrücken.“
„Wenn du diese Wendung kennst, dann kannst du sie mir verraten, mein allerliebster Schnurzelpurzel.“
„Die Wissenschaft geht die Frage der Fortpflanzung auf eine ganz andere Art und Weise an, als es die vulgäre Art pflegt. Ich –“
„Ach, lass das mit deiner Wissenshaft. Nenn das mit deinen Dingselbummeln, die zwischen deinen Beinen bimmeln, bei ihrem Namen. Doch das wird dir wie immer im Hals stecken bleiben.“
„Die DNA-Reservoirs –“
„Wow, du bist einfach nicht zu überbieten, wenn es darum geht, um den Brei herum zu reden. Eines wirst du mir aber sicher sagen können: Deine Wissenschaft hat bestimmt schon ausgerechnet, ob der Mann mehr Flüssigkeit aus diesen famosen DNA-Reservoirs spritzt als er Bier in sich hinein schüttet. Die Antwort auf diese grundlegende Frage dient uns Frauen dazu, den Mann besser zu verstehen.“