zbd Taktstock
Ich werde ihm die Ohren lang ziehen. Das ist aber eine andere Geschichte, mit der Sie, werte Frau, nichts zu tun haben und sich darum den Abend nicht verderben lassen sollen. Im Grunde weiss ich gar nicht, wem ich diese Einladung zu verdanken habe. Geschah sie aus Bösartigkeit? Man wird sehen. Wir Dicke stehen immer vor offenen Fragen und niemand beantwortet diese, weil die Dünnen uns zu sehr auf den Bauch schauen.“
„Das haben Sie wunderbar gesagt. Aber dennoch darf man die Welt nicht so trist sehen. Ich bin mit meinen besten Freundinnen Janie und Kunigunde hierher gekommen. Ich war sogar bereit, mit Kunigunde anzustehen. Es hat sich gelohnt, denn nun treffe ich Sie hier.“
„Ich kann völlig nachfühlen und bewundere Sie. Für uns Dicke ist es nicht sehr gesund, wenn wir lange anstehen müssen, stehen müssen. Das geht in die Knieknochen. So etwas wie Sport bekommt unserem Fett einfach nicht. Unser Stoffwechsel verträgt den Hunger nicht wie auch nicht den Sport. Der Sport und alle seine Anstrengungen bilden einen unverhältnismässigen Eingriff in unseren Fetthaushalt, der in grosser Ruhe sein Dasein unter unserer Haut frönt. Zu viel Bewegung ist ungesund und leistet dem Hunger nur Vorschub. So gibt es nur einen Ausweg: Man muss essen und so nimmt man an Gewicht noch zu und wird für viele Menschen noch widerwärtiger. Was wir auch tun, es ist falsch. Aber uns Dicken soll es bekommen. Aus diesem Dilemma, meine Damen, werden wir nicht herausfinden.“
Abscheuliches Gespräch! Meine beste Freundin zerrt mich weg. Ich gebe nur getreulich wieder, was ich gehört habe. Wo sind wir hier hinein geraten? Diesen Beiden ist ja nicht zuzuhören, sagt sie.
Dass man so viel über einen Hunger reden kann, den man gar nicht hat, das erstaunt uns beide sehr. Wir sind uns einig und auch froh darüber, dass der Hunger nicht im Zentrum unserer Unterhaltung steht, und wir uns darum deutlich von der eben verlassenen Runde abheben.