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Die Menge der Leute im Raum verschmolz zu einem Dunst, in welchem die Figuren nicht gezählt werden können. Es mangelte ganz klar an informierender Klarsicht. Von aussen gesehen herrschte drinnen ein rüdes Gedrücke. Drinnen standen die Personen dicht an dicht und gingen in eben der gleichen Dichte aneinander vorbei. Alles sprach miteinander, so schien es den Aussenstehenden. Auch diese standen dicht an dicht, hielten brav ihre Wacht vor dem Lokal, ohne aber klar zu sehen.
Fünfzehen Personen stellen eine beachtliche Anzahl dar, wenn es darum geht, ihrer szenisch habhaft zu werden. Zudem sollen die Hintergründe, welche zur merkwürdigen Dekoration von Fassade und Schaufenster führten, aufgedeckt werden. Das forderte der Volksmund. Darum harrten die Leute vor dem Schaufenster auch aus.
Um an das Geschehen im Inneren des Lokals heran zu kommen, muss ein alternativer Weg des Erzählens gewählt werden. Anders kann das Geheimnis der Marone, welche diesen ganzen Menschenauflauf herbeiführte, nicht gelüftet werden.
Der erste Versuch, eine sechzehnte Person als Beobachterin in das Lokal zu schmuggeln, war deutlich misslungen. Es hatte nichts genutzt, sich den fünf Frauen in Begleitung des einen Herrn diskret anzuschliessen, als diese die Bar betraten. Diese gewährte fünfzehn Personen Platz. Mehr nicht. Eine Sechzehnte, und stand diese auch nur um zu lauschen und zu schauen als Mauerblümchen an der Wand, liess das Lokal mit dem ausladenden Tisch nicht zu.
Wie also, erzähltechnisch gesehen, konnte der komplexen Situation im Innen beigekommen werden, um zu schildern, was drinnen geschah und man draussen nicht sah? Draussen durfte Chaos herrschen. Niemanden interessierte, wer kam, wer ging, wer zu den fleissig hinein Guckenden stiess.
Ganz anders drinnen. Dort galt es als oberstes Gebot der Stunde, Übersicht zu schaffen. Dabei erwies sich die Aussenansicht, die Aussensicht, die Sicht von dem Aussen nach dem tiefen Inneren und den darin enthaltenen prägnanten Details als absolut unbefriedigend. Ohne diese Details zu erkennen und zu sichten, war es nicht möglich, der Maroni habhaft zu werden.
Draussen wollte man unbedingt wissen, was drinnen gesprochen wurde. Das gehörte mit zum Spiel des Voyeurierens. Der Klatsch verfügte lediglich über seinen halben Wert, wenn er sich auf das Gesehene beschränkte und Gehörtes nicht wiedergab.
Ein Schornstein führte weder aus dem Lokal noch in dieses hinein. Durch dieses Kamin hätten ein Mikrofon und eine Minikamera in das Innere des Geschehens eingeführt werden können, um die Gespräche mitzuschneiden.
Das hätte nicht sehr weit geführt. Denn drinnen, das war von draussen einzusehen, herrschte ein derartiger Wortwirrwarr, dass es sehr schwierig gewesen wäre, das zu entwirren, was mit dem Mikrofon, und wäre es sogar ein Richtmikrofon gewesen, aufgenommen wurde.Es bedurfte einer bedeutenden Dekupierarbeit, um in diesen akustischen Salat Ordnung zu bringen.