sch-ach-ul-mit

ul mit

 

„Gut gesagt, Kollege: ausmachen. Und Sie haben das Wort auch richtig ausgesprochen, mit einer langen zweiten Silbe. Im Saal hätten Sie mit einer solchen Rhetorik gepunktet. Das Schach ist allemal gut, um als Beispiel für die Politik zu dienen. Ausmachen. Vom Ausmachen ist es nicht weit bis zum Ausmarken eines Gebietes. Das Schach ist gespickt mit solchen Marken auf seinem Feld. Sie verfügen über eine besondere Begabung, das muss ich Ihnen lassen, Kollege. Das nächste Mal werde ich in der Finanzdebatte die Gegner nicht mit dem Ausmarken, sondern mit dem Ausmachen ausstechen.“

„Lassen Sie es gut sein. Wenn Sie möchten, dann benützen Sie. Ich werde wie immer zurück schlagen. Das Ausmachen eines Schachspieles, welches mit einem Patt endet, findet seine Entsprechung durchaus nicht in der Neutralität. Diese besteht nämlich darin, dass man den Kopf in den Sand steckt, wenn man einen Entscheid fällen soll. Insofern kann ich Ihnen Recht bezüglich der Neutralität im Patt geben, als es keiner der beiden Spieler wagte, einen Angriff zu starten und sich die Situation aus diesem Grund mit der Zeit verfahren hat. Also nichts von gleichen Kräften, sondern ein Zeichen von Schwachheit.“

Adebar stiess Verwünschungen gegen den Engländer aus. Was er wenig lautstark vor sich hin murmelte, war schwer zu deuten. Es mutete an, als gebe er das allermeiste in einer fremden Sprache von sich.

War der Engländer in seiner Art und Weise aufdringlich? Versuchte er das Spiel zu monopolisieren? Hatte er bereits ein mittelmässiges, gar schlechtes Spiel hingelegt? Narrte er alle anderen mit seiner penetranten Fragerei, die am Spielfeld standen, weil wirklich niemand mit ihm eine Partie teilen wollte. Auch tönte das, was der Mameluke mit leiser Stimme von sich gab, danach, als habe der Engländer mit einem endlos langen Spiel die Zuschauer hingehalten. Es schien, als hätte Osama Ali Baba gern selber mit einem Partner eine Runde auf dem Brett gedreht, dieses Ansinnen jedoch verwerfen müssen, weil der Engländer seine Zeit willentlich oder unwillentlich überzogen hatte und der Spielpartner sich verabschiedet hatte. Daher rührte wohlmöglich der Missmut, den Osama Ton für Ton in seine Umgebung versprühte.

Die Tischrunde stellte mit einem Mal fest, dass sie bereits eine längere Zeit an diesem Nachmittag zusammen sass. Dennoch hatte sie nicht mitbekommen, was mit dem Engländer, der die ganze Schachumgebung in Aufregung versetzte, genau vor sich gegangen war. Eines stellte sich im Verlauf der Erläuterungen unter den Dreien heraus: Man sass schon geraume Zeit um diesen Tisch klar und es kam der Zeitpunkt, an dem man sich langsam nach der Sonne und ihrem Stand umschauen musste. Diese Überlegung wurde auf die eigene Situation bezogen. Das Resultat der kurzen Beratung über den Sonnenstand mündete in die Erkenntnis, dass man wirklich eine beträchtliche Zeitspanne des Nachmittags an diesem Tisch verbrachte hatte.

Fortsetzung

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Sch_ach

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s