sch-ach-si-Realitaet

si Realität

 

Was einmal aus dem Ruder läuft, das ist nicht mehr zu halten. Wer selbstverliebt die Figuren hin und her schiebt, wird die gegnerischen Figuren nicht mehr sehen und auf Klippen auflaufen, welche ihm diese in den Weg stellen. Da verbirgt sich die Gefahr der Schönheit im Schachspiel. Manch einer ging im Spiel unter, weil er sich selbstverspielt und narzisstisch an der Schönheit des eigenen Spiels weidete und jene des gegnerischen Spiels nicht erkannte.

Die Schönheit tritt als eine Erscheinung auf, die an sich selber matt werden kann, nicht weil sie auf einmal wie ein Spiegelbild auf einem zerbrechenden Spiel auseinander fällt, sondern wie ein Spiegelbild in einem Spiegel, der langsam an Kraft verliert und verblasst und die Schönheit zusehends ihres Glanzes beraubt, Schritt für Schritt, Zug um Zug. Schönheit mündet in das Scheitern des eigenen Wagnisses oder, wenn daraus doch Erfolg erwächst, in den unendlich süssen Genuss des eigenen Sieges.

Schachzentriert – wer das nicht ist und vom Spielfeldrand aus etwa eines öffentlichen Schachfelds beobachtet, was auf den vierundsechzig Feldern geschieht, der vermag gar nicht nach zu vollziehen, wie an dem Ort mit viel List und Phantasie Philosophie betrieben wird. Stillschweigend, quasi eine Philosophie ohne Worte, in der jedoch nicht schweigend gedacht wird, das Denken vielmehr als Aktion auf dem Schachfeld seinen Ausdruck findet, so wie die untergegangenen Saurier noch heute beredt Zeugnis von sich geben über die Abdrücke, welche sich in Felsböden finden.

Öde schleppt sich hingegen das Spiel auf öffentlichen Plätzen dahin, wenn keine phantastisch konstruierte Partie geboten wird und die Kommentare zur gegebenen miesen Darbietung darum flau bleiben, das Spiel also gleich mit zwei gestutzten Flügeln daher humpelt. Wenn interessante Züge, welche die Spannung steigern, ausbleiben; was an den das Spiel begleitenden schlaffen Erklärungen und müden Anmerkungen abgelesen werden kann; die aber doch immer interessant sind, auch wenn man zum Teil nicht versteht, was da genau kritisiert, was das überhaupt gesagt wird – wie zum Beispiel: „Nämen.“ – „Mechenem.“ Und dann nachfolgend ein „Iu.“

Wer vermag mit derartigen Lauten, die am Rande des Schachfeldes fallen, schon etwas Gescheites anzufangen? Und dann geht es weiter mit: „Dä hät scho immer.“ – „Ja guet.“ – „Wär weiss?“ – „Iu.“ – „Schpüesch immer no Blitz?“ – „Chrürzlech hani wieder.“

Wer diesen Dialog versteht, merkt, dass sich auf dem Schachfeld im Moment kein tolles Spiel abwickelt und dieses das allgemeine Interesse keineswegs auf sich bannt. Die nicht ansprechende Partie zieht den spannungslosen Dialog in die Länge, in welchem es nun hiess: „Jaja, isch so.“ – „Dasch e Lugi, är schpilt nie Blitz.“ – „Yeah, yeah!“ – „Nämen!“ fährt der Rufer dazwischen.

Der verbale Ausrutscher wird mit einem „Yaeh, yeah“ quittiert.

Das Gespräch am Rande des Schachts nimmt seinen Lauf: „Im Schachcluub machets a Grillparty wägem Schampionsligu. Gömer go luege?“ – „Waa?“ – “ Schampionsleague and you can buy some Cervelats.“ – „Wo gosch du häre?“ – „Ne, i sage dir, wänn näme do: Schach.“ – Im Spiel auf dem öffentlichen Platz kommt wieder Spannung auf.

Fortsetung

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