sh Roman
Ein Schachspiel, das sich selbst genügt, sich in sich selbst verliert, quasi den Regeln der l’art pour l’art folgt, entwickelt sich für jeden Schachspieler zum Höchsten der Gefühle, der Schach mit Vergnügen spielt. Das Spiel gestaltet sich für ihn wertvoller als sein Ende. Der Sieg kommt erst an zweiter Stelle. Bei einer wunderschön geführten Schachpartie darf man ohne Schande schliesslich als jener dastehen, der Matt gestellt wurde. Matt gestellt werden und verlieren haben im Schach nicht den gleichen Stellenwert. Jener muss als Verlierer bezeichnet werden, der schlecht und unschön spielte. Haben beide Spieler auf wunderbare Weise zu einer gelungenen Partie beigetragen, dann kann keiner von den beiden Verlierer genannt werden, wie das Spiel auch aus geht.
Wie soll ein Tourist, der am Spielfeld steht und von Schachspiel ungefähr so viel versteht wie von der Sprache, in welcher die Einheimischen das Spiel kommentieren, erkennen, was da Ausserordentliches auf dem Spielfeld entsteht?
Zum Verzweifeln und somit zum Weghören sind die Kommentare, die vom Spielfeldrand über das Spielfeld geworfen werden, auf der andren Seite aufgefangen und neu kommentiert zurück fliegen, für die Spieler auf dem Feld, die sich im Wettkampf messen und die Figuren Zug für Zug zum Angriff führen oder zur Verteidigung zurück nehmen.
Sie konzentrieren sich, eigentlich, sofern sie nicht gestört werden, auf das Zusammenspiel der Figuren und Tausenden von Möglichkeiten, die sich im abgesteckten Gelände auf dem Platz anbieten. Die Spieler nimmt die Schönheit ein, welche das Spiel nach allen Richtungen ausstrahlt; einer Schönheit, die jene im Denken und Berechnen der Züge aussetzen lässt, welche das Spiel auf dem öffentlichen Platz selber nicht wagen und darum ausschliesslich am Brettrand stehen und bewundern.
Der Schönheit zu begegnen ist ein Wagnis, das mit viel Leichtmut oder dann grossem Kunstverstand und Erfahrung angegangen werden muss; die Schönheit bändigen, damit man sie anfassen kann, benötigt viel Beschlagenheit. Ein Schachspiel, das nicht mit der nötigen Ehrfurcht Begeisterung und Aufdringlichkeit geführt wird, gerät für den fehlenden Spieler leicht aus dem Ruder und er in Bedrängnis. Dann kann er noch so viel Hand an die Figuren legen. Die Situation klärt sich für ihn nicht.