Das Schweizer Staatsradio SRF spricht in den Verkehrsdurchsagen neustens von „Zeitverlust“, wenn der Verkehr wegen eines Staus steht. Vermutlich klingt in dem Wort der Wunsch nach noch mehr Autobahn und Autos mit. Der freie Bürger will freie Fahrt, wenn er vom Gotthard in die verstopften Städte hinab donnert und dabei auf einen Stau auffährt. Von „Verlust“ kann dabei sicher nicht gesprochen werden. Der stehende Kompatriot nimmt wenig gescheit in Kauf, dass er Zeit für das Stehen im Stau aufwenden muss. Es entspricht aber ganz einfach der Dummheit, wenn man dorthin fährt, wo ein Stau zu erwarten ist, also nicht einem Verlust an Zeit, sondern einem Verlust an Gescheitheit. Der Sender würde besser von einem „Dummheitsquotient 15“ reden. Der Fahrer wüsste dann, dass die Wartezeit im Stau 15 Minuten dauert.
Es braucht diese gewisse Dummheit, um das Auto zu nehmen und sich dann die Augen zu reiben, wenn man in diesem Staut steht, von dem man schon im Voraus weiss, dass es ihn gibt. Eine Dummheit, die von der staatlich sanktionierten Rundfunkanstalt übernommen wird. Welche Wohltat, wenn das Auto dann über die Staatsgrenze in das nördliche Nachbarland hinüber rollt und aus den Lautsprechern munteres Deutsch erklingt, das sich während der Verkehrsdurchsagen über alle parteipolitischen Stellungnahmen hinweg setzt. Bleibt man hingegen in der Eidgenossenschaft, so kann man wenigstens auf den Sender Swiss Classic des Staatssenders umschalten. Oder auf einen Internet-gestützten Rocksender. Auf diesen Wellenlängen wird kaum gesprochen. Eine Wohltat. Und keine Verkehrsdurchsagen. Man geht diesem Unwort so aus dem Weg.