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Lesen wir heute Pizzaliteratur, auf deren Teig die immer gleichen Ingredienzien serviert werden? Eine Literatur, deren Gebrauch sich auf den schnellen Genuss beschränkt? Eine Literatur, in der es nur noch um Mord und Totschlag geht, die Menschen und ihre Sorgen und Herausforderungen im privaten oder gesellschaftlichen Leben ausklammert, um kriminologische Aufklärung, welche weitere Aufklärung ausklammert? Eine Literatur, in der die Ordnung der Gefühle zuweilen durcheinander gerät und darum literarisch verwertbar wird? Eine Literatur, die in ihren Erzählungen zu weilen hierhin, dorthin abschweift? Eine Literatur, in der die Phantasie reihenweise Purzelbäume schlägt und in phantastischer Unordnung ein ums andere Mal überraschende Bilder hervor zaubert? Eine Literatur, die als breiter, bunter Teppich daher kommt? Als skalpellscharf argumentierende Geschichte? Als skalpellscharf zurecht gestutzte Geschichte?
Das Skalpell wird nicht nur in Übersetzungen angesetzt. Herausgeber und Übersetzer neigen zuweilen parteiisch dazu, trennend in einen Text einzugreifen und ihrer Ansicht nach nicht passende, zum Teil allzu grauenhafte Szenen aus Geschichten heraus zu schneiden – nicht nur aus solchen für Kinder. Der Leser wird bevormundet, ihm wird nicht zugemutet, dass er das literarische Niveau der herrischen Kürzer erreicht. Kürzungen finden an vielen Stellen im Leben statt.
Doch das Skalpell setzt tiefer an. Eskimo? Niemand weiss, warum das Wort Eskimo verpönt ist, ein paar Wissenschafter ausgenommen. Auch den Nigger hat es aus dem Sprachschatz verschlagen. Er wurde vom Winde verweht. Dem Nigger ist unrecht getan, wenn er gehen muss, wo er doch in Onkels Toms Hütte auf das ihm massenhaft angetane Unrecht hinweist. Was schliesslich zur Besserung seines Loses in den amerikanischen Südstaaten mit beitrug. Ihn aus dem Wortschatz zu streichen, heisst, jenen in die Hand zu arbeiten, welche ihn zum Nigger machten.