ox Pein
… in den gurgelnden Gully kullert und verschwindet? Damit die Polizei der Verkehr aufhält? Mit dem Tod spielt man nicht Schach. Das Schachbrett würde allzu schnell ein Sargbrett. Darum weg von den Figuren, welche die Welt bedeuten, wenn der Tod nach diesen greift. Der Griff muss vielmehr nach den Menschen gehen, die man aufstellen will, zu denen man sich hin stellen will, nicht nach den Steinen. Nach den Menschen, die du gern hast, dem Menschen, dem du nachgibst, wenn er Wünsche äussert, und nicht nach den Gebilden auf dem Brett, welche lieblos herum geschoben werden, die Züge kalt ausgerechnet, um dem Anderen den Vorteil zu nehmen und ihn ins Verderben zu stürzen. Darum sage ich dir quasi als mein Vermächtnis: Trag Sorge zu meiner Freundin. Zugegeben, des Menschen Schlachtfeld ist ein ganz anderes als jenes auf dem Schachbrett. Viel vielfältiger, viel variantenreicher schlägt der Mensch im Leben seinen Gegner. Das Gemetzel auf dem Schachbrett hört mit dem Matt auf. Das Leben kennt kein Matt. Das Leben geht nach dem Matt weiter. Das Leben ist kein Spiel. Das Spiel hat den Vorteil, dass es ein Ende hat. Das Leben geht nach dem Ende weiter. Ewigkeit? Was sage ich dazu? Das Leben ist eine Folge von Enden. Die Liebe ist ein ewiger Neubeginn. Wie anstrengend. Wie sieht das mit uns beiden aus? Jeder Neubeginn mir dir ist anstrengend. Das ewige Neubeginnen zehrt an den Kräften. Nach jedem Neubeginn sind wir beide fürchterlich erschöpft. Zu viel der Liebe? Zu wenig der Liebe? Darum die Erschöpfung? Stimmt, in der Liebe liegt Erschöpfung. Die Zigarette gibt mir Kraft. Aus ihr sauge ich Kraft. Ich stehe wieder auf. Wir reden nicht von Sex. Sex ist Liebe. Liebe ist mehr als Sex. Und darum umso erschöpfender. Liebe ist mehr als Erschöpfung. Sie ist Stärke. Sonst würde man sie nicht aushalten. Die Erschöpfung würde uns den Gar ausmachen. Die Naturlunge, in der wir uns befinden, ist Stärkung. Eine Atempause. Nichts mehr als eine kleine Atempause bedeutet der Aufenthalt auf dieser Terrasse. Nachher geht es zurück in den aufreibenden Zigarettenalltag. Steck dir eine an und du wirst den Genuss kennen lernen, der dir deutet, warum man nicht mehr vor der Zigarette lässt. Wer nicht raucht, wie kann sich dieser vorstellen, wie der Rauch als ein Tatzelwurm auf tausend Füssen die Kehle hinab steigt und mich wach hält, am Leben? Wälder bestehen nicht nur aus den kratzigen Tannen, sondern auch aus Laubholz. Dessen Blätter sind wie ein weiches Pflaster auf einer Wunde, eine lindernde Salbe auf einer glühenden Haut. Hier ist nicht mehr so heiss. Die Blätter des Laubwaldes haben sich über den Himmel gelegt, und wenn ich so hinauf schaue, dann werde ich den Verdacht nicht los, dass diese Wolken in naher Zukunft wie mit Tannennadeln nach uns schiessen werden. Der Gruss wird der grünen Lunge bekommen. Der Guss uns dagegen weniger. Nach dem Regen wird sie frisch aufatmen und diese Terrasse wie eine Kreatur, die vom Sauerstoff abhängt, mit erneuerter Luft versorgen. Für mich wird es wie Feuerwehr sein.
Nun, mal den Teufel nicht an die Wand. Bis jetzt haben uns die Wolken nicht übel heimgesucht. Wegen ein paar Wolken mehr oder weniger am Himmel wollen wir nicht gleich in Panik ausbrechen und zu jammern anfangen. Ein wenig Regen wird uns nicht schaden. Vielmehr würde er uns die Haut auffrischen.