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Im Lokal erinnerte man sich genau des neu eingetretenen Gastes. Die Belegschaft hielt sich jedoch, neutral, zurück. Vielleicht würde sich der Kerl an dem Abend zu benehmen wissen und nicht schon wieder für unnütze Aufregung sorgen. Er brachte Geld. Das war nicht zuletzt aufgrund der Mengen, die er in sich hinein steckte, nicht zu verachten. Und darum durfte man ihn nicht vorschnell zum Teufel wünschen. Wünschen durfte man es schon, aber den Wunsch ihm gegenüber äussern, das galt es tunlichst zu unterlassen. Dies verbat die Neutralität. Hätte man solches getan, das Geld wäre mit dem Herrn dahin gegangen.

Sogar das „im Herrn dahin gegangen“ wirft über den Leichenschmaus Gewinn ab. Solches weiss jeder Restaurantbesitzer. Keiner weist eine Gruppe Trauernder ab, welche sich nach der Abdankung stärken will.

In einer Notlage befand sich das Lokal nicht. Auf diesen Gast hätte man durchaus verzichten können. Doch Geld ist Gastfreundschaft und Gastfreundschaft ist Geld.

Der Pizzeria und ihrer Direktion stand es an, die strickte Neutralität zu wahren und auch Ungetümen wie dem eingetreten Gast eine neue Chance zu gewähren, damit der Geldfluss gewahrt blieb.

Neutralität bildet ein allerheiligstes Gut. Neutralität dient der Wahrung des eigenen Besitzes unter Aufgabe jeglicher verbindlicher Verantwortung und ethischer Selbstachtung. Dem eigenen Besitztum gereicht die absolute Neutralität zum obersten Gebot. Sie stellt ein hehres Ziel dar, das man sich erkämpft, indem man sich nobel zurück hält und nach allen Seiten zudient, während die eigenen Füssen nach allen Seiten Tritte austeilen und man sich dabei selber auf die eigenen Füsse tritt.

In diesen Hort des allerheiligsten Gutes Neutralität traten nun die beiden Herren ein. Bereits am Eingang empfing sie ein Kellner, welcher mit der im Lokal bestens bekannten Person in der Regel gut auskam und jeweils, die Neutralität wahrend, ohne mit dem Gesicht zu zucken, Gericht auf Gericht an den Tisch des Gastes brachte. Der Chef des Etablissement hielt sich etwas zurück, im Hintergrund, grüsste jedoch, als die beiden Gäste unweit von ihm auf einen Tisch zusteuerten.

Der begleitende Kellner zeigte den Herren einen Platz und fragte, ob ihnen dieser bekomme. Der Ort befand sich in einer Nische, der direkte Blick zur Theke war aber gewährleistet.

Kurt Schuster fand den Vorschlag des Kellners ausgezeichnet. An diesem Tisch könne man ungestört von neugierigen Ohren einige Dinge ansprechen, die wirklich niemanden, das Institut ausgenommen, irgendetwas angingen. Der Kellner nickte

Wilhelm Schnepfensskorn befürwortete jedoch den Vorschlag überhaupt nicht. Er wünschte sich einen Tisch, der den Blick sowohl nach draussen, auf den Platz, wie auch auf jene Stellen der Pizzeria ermöglichte, wo sich Holzofen und Theke befanden.

Der Kellner wie auch Kurt Schuster konterten den Wunsch nicht. Denn der Abend wies jedem Gast, der sich ins Abseits stellen wollte, die Tür. Der Kellner kannte den Dicken all zu gut.

Fortsetzung

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